Harburg - Die bauma ist für Baumaschinen eigentlich nur eine Zwischenstation. Ihr eigentliches Ziel sind Baustellen oder Steinbrüche. Das galt auch für den 106 Tonnen schweren Besuchermagneten auf der Messe: den Cat Radlader 992. Erst als der Koloss in Harburg bei der Firma Märker im schwäbischen Donauries eintraf und dort in der Werkstatt die Endmontage zur Inbetriebnahme erfolgte, hatte er seine letzte Etappe erreicht. Vor Ort kann man sich vom Einsatz des Schwergewichts im Zusammenspiel mit der gesamten Maschinenflotte in der Rohstoffgewinnung überzeugen.
Bauforum24 Artikel (25.11.2025): CAT Kettenbagger 324DLN
Knapp hundert Tonnen des Materials schlägt der neue Cat Radlader 992 in wenigen Ladespielen auf Cat Muldenkipper 777 um.
Märker gewinnt im Schnitt täglich Tausende Tonnen Kalkgestein – über das gesamte Jahr verteilt macht die Fördermenge weit über 1,6 Millionen Tonnen aus. Typisch für das Abbaugebiet: Das Gestein ist zerklüftet und weist viele Spalten auf. Darauf muss bei der Großbohrlochsprengung, beim Abbau und beim Maschineneinsatz Rücksicht genommen werden. Denn vor 15 Millionen Jahren schlug in der Region ein Meteorit ein und formte das Nördlinger Ries samt seiner Gesteinszusammensetzung. Dies hat bis heute weitreichende Folgen für die Qualität und die Eigenschaften des Zements, des Betons und des Kalks von Märker. Der Meteoriteneinschlag führte zu einer Durchmischung der Auswurfmassen, was bei der Gewinnung des Rohmaterials beachtet werden muss. Zu diesem Zweck hat Märker eine Cat Raupe D11 im Einsatz, um mithilfe des Reißzahns Kalkgestein mit einer Druck- und Zugbewegung zu lösen und für eine bessere Homogenisierung zu sorgen. Eine Durchmischung des Materials beeinflusst auch den Radlader-Einsatz.
Auch bei den Skw erfolgte ein Gerätewechsel.
Der neue Cat 992 steuert darum verschiedene Ladestellen an und nimmt den Rohstoff mit seiner 13,8 Kubikmeter großen Schaufel auf. „Er wechselt immer wieder seine Ladeposition – die Vorgabe macht der Leitstandfahrer aufgrund der Materialzusammensetzung, die permanent vom Brecher aus analysiert wird“, erklärt Karl-Heinz Kurtz, Steinbruchmeister bei Märker und seit 40 Jahren im Betrieb. Knapp hundert Tonnen des Materials schlägt der Radlader dann in wenigen Ladespielen auf Cat Muldenkipper 777 um.
Auch bei den Skw erfolgte ein Gerätewechsel, denn hier hielt ebenso neue Technik in Form eines knapp 90 Tonnen schweren Starrrahmenkippers Einzug. In Summe übernehmen drei Geräte der 777-Baureihe den Materialtransport zur Aufgabenstelle. Eine Distanz von bis zu einem Kilometer und eine Steigung von bis zu 15 Grad müssen sie dabei mitunter zurücklegen. Damit sie mit konstanter Geschwindigkeit unterwegs sein können, werden die Fahrwege immer wieder in Schuss gehalten, um so für einen kontinuierlichen Durchsatz zu sorgen.
Das Team von Märker und Zeppelin hat kaum Platz in der 13,8 Kubikmeter großen Radlader-Schaufel.
Beladen werden sie nicht allein von dem neuen Cat 992, sondern von dem Modell gibt es noch einen weiteren Vertreter. Er übernahm seinen Dienst nach der bauma 2022. Hinzu kommt auch ein Hochlöffelbagger, der in dem angrenzenden Abbaugebiet Bräunlesberg eingesetzt wird. Dieses kam Mitte der 90er-Jahre hinzu, um langfristig die Versorgung mit Rohstoffen für die Kalk- und Zementproduktion sicherzustellen. Das Rohmaterial wird im Ein-Schicht-Betrieb gewonnen. Innerhalb von einer Arbeitswoche muss das Team der Maschinisten einen Vorrat an Rohmaterial von bis zu vier Tagen für die Produktion bereitstellen. Auch an den Wochenenden müssen der Zementofen und die Kalköfen mit Material versorgt werden.
Damit der Maschineneinsatz ohne Unterbrechung läuft, wird das Zeitfenster der Kundendienste und Inspektionen entsprechend angepasst. Durchgeführt werden diese von der eigenen Werkstatt, die dann Sensoren tauscht, Hydraulikschläuche erneuert, Filter oder Öle wechselt. „Bei den großen Kundendiensten nach tausend Betriebsstunden unterstützen unsere Monteure der Niederlassung Ulm die Werkstatt, weil die durchzuführenden Arbeiten aufwendiger sind“, erklärt Joachim Steck, Zeppelin Serviceberater. Er steht ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite und leitet im Vorfeld nötige Maßnahmen in die Wege, um für anstehende Instandsetzungen vorbereitet zu sein. Als beispielsweise das Kettenlaufwerk für die D11 gewechselt wurde, stand die Raupe auch schon mal drei Wochen. Das wurde entsprechend während der Revisionszeit des Ofens im Winter geplant.
Immer wieder muss der neue Cat 992 die Ladestelle wechseln, um das Material zu homogenisieren.
Um Verschleiß zu reduzieren und den Kraftstoffverbrauch zu senken, soll nicht nur die Technik unterstützend wirken, sondern auch die Fahrer sollen ihren Input leisten. Dafür müssen sie ihr Wissen immer wieder in Form von Schulungen auffrischen. Darum investiert das Unternehmen kontinuierlich in die Weiterbildung seines Personals. Das gilt insbesondere bei Neuanschaffungen von Gerätetechnik wie dem Cat 992 und 777, um die Geräte produktiv und sicher einzusetzen, aber auch um die neuen Features anzuwenden. Neuerungen bei Neumaschinen bedeuten jedoch erst einmal eine Umstellung für den Fahrer.
Die Baumaschinentechnik hat sich in den letzten Jahren durch den Einsatz neuer Technologien rasant weiterentwickelt. Im Fall des Radladers führt das zu Verbesserungen am Antriebsstrang, am Getriebe, an den Achsen und am Endantrieb, was die Lebensdauer wesentlicher Komponenten erhöht. Zugleich wurde auch an der Produktivität geschraubt. Das Ladegerät kann dank erhöhter Ausbrechkräfte mehr Durchsatz und mehr Effizienz liefern.
Immer wieder muss der neue Cat 992 die Ladestelle wechseln, um das Material zu homogenisieren.
Dennoch wird die Ausstattung bestmöglich auf die Einsatzanforderungen abgestimmt. So wurde seitens Zeppelin empfohlen, die Schaufel des Cat 992 zu optimieren und zu einem verstärkten Seitenschutz sowie zum Zahnsystem Advansys geraten. Was für dieses spricht: Zahnhalter und Zahnspitzen fassen konisch ineinander ein. Damit drückt die Zahnspitze so auf den Zahnhalter, dass keine Kräfte auf die Sicherungselemente wirken. Eine weitere Konsequenz der Konstruktion: Es gibt weniger Widerstand beim Eindringen ins Material, was weniger Kraftaufwand erfordert. „Grundsätzlich ist das Material wenig abrasiv. Zähne haben eine lange Haltbarkeit“, so Joachim Steck.
Die Materialeigenschaften führten auch zu einer weiteren Anpassung bei der Muldenauskleidung. „Bislang wurde der Muldenkörper gepanzert. Doch die verschleißbedingten Abnutzungserscheinungen wirkten sich nicht so stark aus. Erstmals haben wir empfohlen, aufgrund der bestehenden Verschleißerfahrungen auf die Auskleidung zu verzichten. Das macht sich nun beim Gewicht bemerkbar, schlägt so mit sechs Tonnen weniger zu Buche und hat folglich enorme Auswirkungen auf die zu bewegenden Tonnen pro Ladezyklus bei gleichem Zielgewicht, die nun auf den gesamten Tag verteilt zur Verfügung stehen“, meint Joachim Steck. Ein
Weil auf die Muldenauskleidung verzichtet wurde, schlägt das mit sechs Tonnen weniger zu Buche, was sich auf die zu bewegenden Tonnen pro Ladezyklus bei gleichem Zielgewicht bemerkbar macht.
Effekt, der auch den Spritverbrauch pro bewegte Tonne beeinflusst. „Es ist eine Stellschraube, die wir geändert haben, die es aber in sich hat“, meint Robin Minkenberg, Zeppelin Verkaufsrepräsentant der Niederlassung Ulm, der das Unternehmen berät und dabei im engen Austausch mit seinen Kollegen steht.
Ausstattungsoptionen und Konfigurationen des Cat 992 und 777 werden vor jeder Investition geprüft und abgewogen. „Es gab ein Vorgespräch, in dem wir die grobe Richtung festgelegt haben. Dann wurde an den Details gefeilt. Im Vorfeld muss viel abgestimmt werden – nicht nur mit dem Kunden, sondern auch mit unserem Produktmanagement und mit Caterpillar. Schließlich sollte der Radlader auch auf der bauma, der größten Messe der Branche, zu sehen sein. Und so galt es, die Bestellung fristgerecht zu terminieren“, so Robin Minkenberg. Damit konnte nach Messeschluss der bauma der Maschinentransport in Richtung Harburg in die Wege geleitet werden.
Weitere Informationen: Zeppelin Baumaschinen | © Fotos: Zeppelin
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