XCMG XE4000 400 Ton Mining Excavator - Bauma China 2014

Selbstverständlich ist es beeindruckend, was XCMG auf der Bauma China 2014 ausgestellt hat: Mit ihrem XE4000 betreten die Chinesen eine Gewichtsklasse, die bislang in fester Hand von vier Unternehmen war: CAT (ehemals: O&K, Terex Mining, Bucyrus...), Hitachi, Komatsu und Liebherr. Von daher ist es sehr mutig, dass sich XCMG in diesen kleinen, aber mächtigen Markt hineintraut. Zumal in der konservativen Gewinnungsbranche schon immer der Leitsatz galt: First to be second. (zu deutsch etwa: "Gewinner halten sich zurück.") Wer hier als Bagger-Hersteller ein schlechtes Produkt abliefert, macht es nur ein einziges Mal - und dann nie wieder. Ganz zu schweigen von Stichworten wie Service und Wartung ...

Also: Hut ab, was XCMG ausgestellt hat!

Jetzt kommt allerdings das große Aber: Bislang hat noch niemand den XE4000 im Einsatz arbeiten gesehen. Angeblich wird der Mining-Bagger in der autonomen chinesischen Provinz Innere Mongolei getestet - Bilder davon konnte (oder wollte) uns XCMG nicht zeigen. Soweit wir wissen, wurde der XE4000 während der ganzen Bauma China nicht ein einziges Mal gestartet - weder vor, noch nach der Messe. Er wurde am Platz auf- und später wieder am gleichen Ort zusammengebaut. Wäre das Maschinenhaus leer gewesen - niemand hätte es auf der Bauma China gemerkt.

Natürlich gab es auch keinerlei technische Daten, Flyer, Prospekte oder ähnliches - Dinge, die bei allen etablierten Herstellern ohne Probleme verfügbar sind. Die wenigen Daten, die über diesen Bagger bekannt sind, haben wir allesamt im Video eingebaut. Besonders viel wissen wir ja nicht: 400 Tonnen Einsatzgewicht, 22 m3 Tieflöffel, 16-Zylinder-Dieselmotor, Hydrauliksystem entwickelt mit Ex-Mitarbeitern von Terex O&K und Bosch Rexroth ... Mit so dürftigen Angaben macht man bei potenziellen Investoren keinen starken Eindruck - ganz im Gegenteil. Das ist eher Anti-Werbung.

Insofern steht ernsthaft zur Diskussion, ob der XE4000 überhaupt funktionstüchtig ist, oder ob hier nicht einfach nur eine gewaltige Designstudie gezeigt wurde, um das grundsätzliche Interesse an Mining-Baggern aus dem Billig-Land China zu evaluieren und potenzielle Interessenten aus Australien, Amerika, Afrika anzulocken. Das spricht unser Interviewpartner Li Pengxia im Video ja auch selbst an.

Leider müssen wir an dieser Stelle noch einen drauf setzen: Das Bauforum24-Team war beim Dreh auf dem XCMG-Stand auf der Bauma China 2014 deutlichen Drucks seitens XCMG ausgesetzt. Wir standen unter permanenter Bewachung von offiziellen und inoffiziellen (inkognito) Sicherheitsleuten, die uns Schritt für Schritt "begleiteten". Wir durften zwar Totalen drehen, aber sobald wir mit unseren Kameras Close gingen, wurden wir unwirsch angesprochen und am Dreh gehindert ("Stop filming now", "No filming" etc.). Das betraf auch Fotos. Auch unser Ansprechpartner Li Pengxia war hierbei keine große Hilfe, ganz im Gegenteil: Als Mitarbeiter aus der Abteilung Kommunikation/Marketing agierte er hier vollkommen hilflos. Ein Dreh in der Kabine, auf dem Oberwagen oder gar im Maschinenhaus war völlig undenkbar.

Diese rüde Einschränkung der Medienarbeit hat uns deutlich zu denken gegeben und unsere Zweifel ein weiteres Mal genährt, ob denn dieser Bagger überhaupt funktionstüchtig ist - von konkurrenzfähig gar nicht zu sprechen.

Geradezu grotesk wird dieses Verhalten, wenn man sich anschaut, wie offen andere Hersteller in Sachen Mining-Markt agieren:

YouTube-Video: Liebherr Mining Power

Das erinnert mich an die 2008er Ausgabe der Bauma China, als Sany den SY2000C präsentierte. Von diesem Gerät hat man seitdem auch nicht mehr viel gesehen oder gehört.

Niels-Baumafreddi
bearbeitet 4. März 2015 von Baumafreddi