Colourconcept 7.158 Geschrieben 22. Februar 2007 Geschrieben 22. Februar 2007 (bearbeitet) Kannst Du bitte "fehlende Tarifbindung " erklären? Muss die Baufirma sich nicht an den Lohnsteigungen orientieren? Okay, mal ein wenig grobes Wissen dazu. Wenn jemand konkreter aus Sicht eines Arbeitgebers oder vielleicht Arbeinehmervertreters dazu etwas sagen kann, wäre das nicht schlecht.Tarifverträge werden zwischen den Tarifparteien ausgehandelt. Die wiederum verhandeln im Auftrag ihrer Mitglieder. Ist eine Firma nicht Mitglied im entsprechenden Arbeitgeberverband, gelten dessen Verhandlungsergebnisse auch nicht zwingend für dieses Unternehmen und es muss sich somit auch nicht an der verhandelten Lohnsteigerung orientieren.Ausnahmen sind sog. allgmeinverbindlich Tarifverträge (->Info), die dann auch für unorganisierte Arbeitgeber/-nehmer gelten. Für den Baubereich sind das zur Zeit die hier einsehbaren Verträge ->Klick! (ab Seite 17) bearbeitet 27. Februar 2007 von Colourconcept Zitieren
Betriebsratvorsitzender † 6 Geschrieben 22. Februar 2007 Geschrieben 22. Februar 2007 (bearbeitet) Hallo zusammen,der Ulli hat mich gebeten dazu was zu sagen. Die Antwort vom Ihm ist völlig korrekt. Es gibt eine Reihe von Tarifverträgen am Bau. Welche allgemeinverbindlich sind, dass heißt für jeden gelten ist auf der Homepage aufgelistet beim BMAS.Unter anderem ist allgemeinverbindlich der BRTV der Bundesrahmentarifvertrag. Da steht beispielsweise drin wie viel Urlaub es gibt, das sind 30 Tage. gesetzlich gibt es aber nur 4 Wochen, also 2 Wochen weniger. Da der TV aber allgemeinverbindlich ist, stehen also jedem 6 Wochen Urlaub zu. Auch die 40 Stunden Woche im Schnitt des Jahres ist hier verankert. Und viele andere Dinge wie Schmutzzulagen oder auch 25 % Zulage bei Überstunden. Da hat also jeder ein Recht drauf. Wird von vielen Firmen einfach nicht gezahlt.Wo kein Kläger da kein Richter. Viele schenken das dem Arbeitgeber.Der BRTV läuft Ende des Jahres aus. Was jetzt verhandelt wird ist der Entgeldtarifvertrag. Da stehen also "nur" die Löhne drin. Dieser TV ist nicht allgemeinverbindlich. Also hier bedarf es der Tarifbindung.Es soll diesmal nur über die Löhne verhandelt werden, dass ist Ziel der Gewerkschaft. Arbeitgeber versuchen immer wieder Kompensation zu betreiben. Beispiel: Wir geben Euch mehr Lohn, dann müsst ihr aber mit dem Urlaub runter.Der Urlaub wird immer wieder ins Spiel gebracht, auch diesmal wieder, obwohl der BRTV jetzt noch gar nicht ansteht.Zurzeit geht es nur um die Löhne. In den letzten Jahren hat man auf vieles verzichtet, um z.B. das neu Schlechtwettergeld durch zu bekommen. Saison-Kug. Damit hat man erreicht, dass im Winter niemand mehr entlassen werden muss.Es gibt 2 Arbeitgeberverbände, Handwerk ZDB mit den meisten Mitgliedern und HDB Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Problem ist zurzeit wieder, dass einige Landesverbände dem ZDB Zentralverband des Deutschen Baugewerbes ihr Mandat entzogen haben Tarife auszuhandeln.Wird jetzt ein Tarifvertrag ausgehandelt, gilt der in einigen Ländern nicht. Ziel ist es, den Flächentarifvertrag kaputtzumachen.Das wurde schon mal versucht und die IG BAU hat damals den ausgehandelten Vertrag nur abgeschlossen, wenn die ausgeschiedenen Verbände wieder mitmachen.Es herrscht Uneinigkeit im Arbeitgeberlager, dass macht die Sache nicht einfacher. Es ist also durchaus möglich, dass da Firmen davon ausgehen, dass es keine Loherhöhung gibt, weil das ganze Land wie z.B. Niedersachsen sich ausschließt. Auch den Osten will man ausklammern. Da wundert man sich dann dass da alle abhauen.Dazu sagt die IG BAU:'Den Aufschwung am Bau können die Arbeitgeber nicht wegdiskutieren. Sie wollen gute Fachkräfte zumNulltarif, das machen wir nicht mit', sagt IG BAU-Verhandlungsführer Klaus Wiesehügel am Ende der ersten Tarifrunde. Die IG BAU fordert 5,5 Prozent mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütungen. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt. Gleich zu Anfang der Verhandlungen hatte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes erklärt, nicht für die ostdeutschen Arbeitgeber verhandeln zu können. 'Der ZDB ist offenkundig zu schwach, um die Voraussetzungen für gesamtdeutsche Tarifverhandlungen zu schaffen und versucht, mit dieser Schwäche die IG BAU unter Druck zu setzen. Das wird ihm nicht gelingen', sagt IG BAU-Chef Klaus Wiesehügel. 'Die Ost-Arbeitgeber wollen sich auf Kosten der westdeutschen Arbeitgeber und aller Beschäftigten deutschlandweit unlautere Wettbewerbsvorteile verschaffen. Wir wollen aber für ost- und westdeutsche Arbeitnehmer gleichermaßen höhere Löhne in gesamtdeutscher Verantwortung durchsetzen', sagt Klaus Wiesehügel. 'Die Behauptung der Arbeitgeber, es gäbe noch nichts zu verteilen, ist unglaubwürdig. Die Zahlen sprechen für sich', sagt Klaus Wiesehügel. Sogar für das Krisenjahr 2004 hatte die Bundesbank den Bauunternehmen überdurchschnittliche Gewinne attestiert. Diese hätten sich in den letzten Jahren im Zuge der Erholung am Bau erheblich gesteigert. Die Verhandlungen werden am 2. März fortgesetzt.Schöne Grüße ans Forum bearbeitet 22. Februar 2007 von Betriebsratvorsitzender Zitieren
Form 8A 249 Geschrieben 22. Februar 2007 Geschrieben 22. Februar 2007 (bearbeitet) Meine Antwort auf Deine Frage hat eher spekulativen Charakter. Möglicherweise besteht für die AN keine Tarifbindung mehr. Oder vielleicht sind die zu erwartenden Lohnerhöhungen über die Mittellohnberechnung bereits in die EP mit eingeflossen. Zu besseren Zeiten konnte man pauschal 3 % zum jeweiligen 01.04. annehmen. Diese wurden dann Bauzeit anteilig in die Berechnung des Mittellohnes mit einbezogen. bearbeitet 22. Februar 2007 von Form 8A Zitieren
Form 8A 249 Geschrieben 23. Februar 2007 Geschrieben 23. Februar 2007 Kann natürlich auch sein, dass man vor der Auftragsvergabe den Ball flach hält und sich hinterher über Nachträge die fehlende Kohle wieder holt. Zitieren
petra 0 Geschrieben 24. Februar 2007 Autor Geschrieben 24. Februar 2007 DANKE für alle interessanten Antworten, die haben mir alle gehofen.Leider ist der letzte Beitrag m. E. das Problem: wir müssen inzwischen mit 5 - 10 % der Bausumme nur für Nachträge rechnen. Und leider ist jeder Nachtrag mit Ärger und zeitlichem Aufwand verbunden. Wir haben den Verdacht, das spezielle Firmen von vorneherein ein nicht auskömmliches Angebot abgeben, weil sie wissen: bei der und der Position hab ich vom Kollegen des Ausschreibenden einen Nachtrag bekommen, das probiere ich hier auch. Die Baufirmen sollen selbstverständlich bekommen, was Ihnen zusteht, aber sie werden m.E. immer unfairer mit ihren Forderungen. Zitieren
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