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Reportage und Fotostrecke: Ritchie Bros. Auktion in Las Vegas, USA


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Las Vegas/USA - Ritchie Bros. auf Expansionskurs: Der kanadische Auktionskonzern sieht Europa als Zukunftsmarkt und will vor allem in Deutschland weiter wachsen. Wie eine Baumaschinen-Versteigerung von Ritchie Bros. in Amerika abläuft, haben wir uns vor Ort in der Wüste von Nevada angesehen.

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Caterpillar Motor Scraper auf dem Auktionsgelände von Ritchie Bros. in Nevada. Im Hintergrund die US Route 93, die nach Las Vegas führt

Von wegen, die Wüste ist ein stiller Ort. In unseren Ohren pfeift der Wind, über unseren Köpfen donnern die Kampfjets der nahgelegenen Nellis Air Force Base, und aus der Versteigerungshalle der Ritchie Bros. tönt der konstante Singsang des Auktionators. "Ten, fifteen, twenty, twentyfive, thirty..." Im Sekundentakt steigen die Preise für die Bagger und Radlader, Planierraupen und Grader, Walzen und Trucks, die hier reihenweise auf neue Käufer warten.

Zwei Tage dauert die Auktion in Las Vegas, und am Ende stehen beeindruckende Zahlen fest: Über 2.400 Maschinen von 450 Verkäufern finden neue Besitzer. Der Gesamtumsatz beträgt stattliche 60 Millionen US-Dollar. Insgesamt bieten über 4.750 Menschen aus 63 Ländern mit, wovon alleine 2.900 Bieter nur über das Internet teilnehmen. Von diesen Online-Bietern wiederum rufen 400 auch tatsächlich das Höchstgebot auf - ihr Umsatz alleine beträgt 19 Millionen US-Dollar. Und: Nahezu 30 Prozent der Käufer stammen außerhalb der USA.

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Bei seinen Auktionen setzt Ritchie Bros. auf absolute Transparenz und Ehrlichkeit. Es gibt keine Mindestpreise, keine reservierten Preise, keine Rückkäufe. Jede Versteigerung beginnt bei Null - was sich für den Verkäufer zunächst riskant anhört. Doch Ritchie Bros. verspricht, dass jede Maschine einen fairen Preis erzielt. Im Interview für Bauforum24 TV erklärt Senior Auctioneer Butch Graham: "Wir glauben an einen ehrlichen Marktpreis. Verkäufer und Käufer wissen bei uns genau: Der erzielte Preis entspricht dem wahren, aktuellen Marktwert."

Alle Auktionen finden zeitgleich auch im Internet statt - eine einfache Registrierung genügt, und man ist dabei. Auf der Webseite von Ritchie Bros. können alle Versteigerungsobjekte mit Fotos und Daten betrachtet werden - auch von früheren, bereits beendeten Auktionen. Das macht es Interessenten sehr einfach, sich über den Marktpreis für bestimmte Maschinen zu informieren. Umgekehrt wissen die Verkäufer auch, was sie bei Ritchie Bros. ungefähr erzielen können. Diese Ehrlichkeit zu jeder Seite hin ist das Erfolgsrezept von Ritchie Bros. - und zwar seit über sechzig Jahren, lange vor den ersten Online-Auktionsseiten.

Gegründet im Jahr 1958 von den kanadischen Brüdern Ken, John und Dave Ritchie, hat sich das Unternehmen vom Möbel-Versteigerer zum weltweit größten und wichtigsten Auktionator für gebrauchte Nutzfahrzeuge entwickelt. Das Unternehmen ist an den Börsen in New York und Toronto gelistet; die Zentrale sitzt in Vancouver, Kanada, doch es ist längst global aktiv: Ritchie Bros. operiert in 25 Ländern und besitzt 44 eigene Auktionsstätten auf der ganzen Welt. Am stärksten ist man natürlich in den Heimatmärkten in Kanada und USA, aber Europa und Asien werden immer wichtiger.


Werbevideo über Unternehmensgründer Dave Ritchie und die Anfänge von Ritchie Bros. Auctioneers

Der Europasitz von Ritchie Bros. ist in Meppen, an der westdeutschen Grenze zur Niederlande. Hier finden drei- bis viermal im Jahr Landmaschinen-Versteigerungen statt - zuletzt etwa am 13. März 2014 mit über 320 Traktoren. Doch das Unternehmen ist längst auch an anderen Standorten präsent: So werden etwa am Samstag, 22. März, auf dem Gelände der RWZ Rhein-Main in Kruft 40 Traktoren der Marken Fendt, Deutz und Massey-Ferguson verkauft, und am 10. April findet auf der Messe München die inzwischen dritte Baumaschinen-Auktion statt. Es läuft rund für Ritchie Bros. in Deutschland.


"Traktoren unterm Hammer": Eine 30-minütige NDR-Reportage über Ritchie Bros. in Meppen

Ein bedeutender Markt für Ritchie Bros. ist aber auch China, wie etwa ein ausgelegtes, englischsprachiges Informationsblatt neben dem Empfangsschalter zeigt: "For customers from outside Mainland China. Guidelines for buying equipment at our Beijing auctions." (deutsch: "Für Kunden außerhalb der Volksrepublik China. Richtlinien zum Kauf von Maschinen bei unseren Auktionen in Peking"). Und tatsächlich sind in Las Vegas auch mehrere Chinesen aus der Volksrepublik vor Ort, die fleißig mitbieten und einige Zuschläge erhalten - vielleicht, um die Maschinen anschließend in ihrem Heimatland weiterzuverkaufen?

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Die Auktionshalle von Ritchie Bros. in Nevada. Die "Straße" im Vordergrund ist eine asphaltierte Rampe, auf der die Maschinen an den Bietern vorbeifahren

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Der Empfangsschalter. Rechts geht es weiter zum Auction Theater

Nach dem Eintritt gelangt man zunächst zum Empfangsschalter, wo sich Erstbieter und Bestandskunden ("Platinum & Gold Customers") registrieren müssen. Wer will, kann hier auch gleich einen passenden Kredit beantragen, der aktuelle Zinssatz dafür beträgt rund sechs Prozent. Hier ist man bereits mitten im Geschehen: Es herrscht ein geschäftiges Treiben, Menschen telefonieren, aus der Halle tönt der Auktionator, der Betrieb läuft auf Touren. Unser Guide warnt uns an dieser Stelle bereits vor: "Always keep your hands down." Niemals, niemals die Hand heben - es könnte sonst passieren, dass man den Zuschlag erhält.

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In der Auktionshalle ("Auction Theater") selbst herrscht eine strenge Aufteilung: Die Bieter sitzen auf orangefarbenen Plastikstühlen, die dicken Unterlagen auf dem Schoss. Zu Beginn jeder Auktion wird die Maschine ("Lot") über die Rampe gefahren, vom Kompaktlader bis zum Scraper. Danach beginnt die Versteigerung, die frühestens nach ein paar Sekunden, spätestens nach rund ein bis zwei Minuten zu Ende ist. Noch während der Versteigerung verlässt die Maschine die Rampe - schließlich war vorher genug Gelegenheit, einen genauen Blick auf alle Objekte zu werfen.

Vier Mitarbeiter in schwarz-orangener Firmenkluft nehmen die Gebote mit Handgesten entgegen. Nach jedem Zuschlag ("Sold") hält der erfolgreiche Käufer ein Schild mit seiner Registrierungsnummer hoch, die vom Auktionator noch einmal wiederholt wird. Im Rücken der Bieter, hinter einer verspiegelten Glasfront, sitzen Kontrolleure und beobachten, dass alles mit rechten Dingen abläuft.

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Der Singsang des Auktionators besteht aus einem Mix aus Zahlen und sogenannten "Fillers", also Fülllworten, die nicht festgelegt sind und bei jedem Auktionator anders klingen können. Der Sprechgesang steigert die Spannung und erhöht das Adrenalin, was letztendlich für höhere Gebote sorgen soll. Und tatsächlich möchte man instinktiv die Hand heben, wenn die persönliche Wunschmaschine auf die Rampe fährt. Doch Vorsicht - nicht immer kann man sich darauf verlassen, dass man überboten wird ...

Die Zuschauer warten an der Seite hinter einer Absperrung und beobachten das Treiben. Erstaunlich wenige Cowboy-Hüte, dafür viele lange Bärte. In einer Ecke stehen Kinder und Jugendliche mit riesigen Slush-Bechern - allesamt einheitlich gekleidet mit dunklen Stiefeln, Jeans, Gürtel, Hemd und Baseballkappen. Desert kids. Ab nach draußen.

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Vor der Halle empfängt uns zunächst heißer Wüstenwind. An der Absperrung entlang kommen wir aufs Ausstellungsgelände, wo die Maschinen aufgereiht sind: Scraper, Planierraupen, Bagger, Radlader aller Größen, Dumper, Trucks und vieles mehr. Über 2.400 Maschinen auf einem großen Platz.

Einfach gigantisch, dieses Gelände! Unmöglich, hier alles zu Fuß abzulaufen. Die Besucher werden mit kleinen weißen, elektrisch angetriebenen Golfcarts herumgefahren. Wir steigen zu Chris, einem Equipment Inspector, der die Besucher herumfährt. Für ihn ist das Anblick von Heavy Equipment Alltag. Ein kurzes Handsignal, und Chris wird langsamer oder hält an, damit wir ein Foto schießen können.

Chris und seine Kollegen kennen die Maschinen aus dem Effeff und erklären auf Wunsch technische Daten, frühere Einsatzorte und den aktuellen Zustand. Sie holen die Maschinen ab und rangieren sie auf dem Gelände. Manchmal erklären sie auch den neuen Besitzern die Bedienung. "Nicht jeder Käufer kennt hundertprozentig, was er ersteigert", sagt Chris.

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Auf unserer Rundfahrt kommen wir an mehreren Case-Radladern mit laufendem Motor vorbei - Chris steigt sofort auf die Maschinen und stellt sie ab. "Manchmal werden die Geräte von den Interessenten kurzgeschlossen, um zu gucken, wie der Motor läuft und ob alles funktioniert", erklärt er.

Vorbei an einer endlosen Reihe Caterpillar-Gradern fahren wir zu den Hydraulikbaggern: Hyundai, Cat, Volvo, Hitachi, deren Arme einen schattenspendenden Tunnel bilden, wie eine dichte Baumallee im Sommer.

Aus Las Vegas nähert sich jetzt ein Helikopter - und setzt nach einem Flug übers Gelände zur Landung an. "Wir haben Parkplätze für mehrere Hubschrauber", sagt Chris. "Vermögende Käufer halten sich nicht mit den Staus auf der Autobahn auf. Die kommen vom Flughafen direkt mit Helikopter zu uns geflogen." Klar: Wer Maschinen für hunderttausende Dollar ersteigert, der bezahlt die Miete für den Hubschrauber aus der Portokasse.

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Zum Ende der Tour fährt uns Chris zu schier endlosen Reihen von Trucks: ehemalige Maschinen aus der Fahrzeugflotte von Walmart. Der amerikanische Einzelhandels-Gigant kooperiert mit Ritchie Bros. und versteigert seine abgeschriebenen Trucks, um einen möglichst hohen Restwert zu erzielen. Ehemalige Walmart-Trucks genießen einen guten Ruf und erreichen hohe Preise: Die Techniker des Konzerns sind gut ausgebildet, die Maschinen haben keinen Wartungsstau - und die Käufer können sich darauf verlassen, keine Katze im Sack zu kaufen. Das treibt die Preise in die Höhe.

Am Ende der zweitägigen Auktion müssen alle Besucher das Gelände verlassen. Die Käufer begleichen ihre Schuld - manche mit Kreditkarte, andere mit Bargeld. Die bereits bezahlten Maschinen werden vom Gelände gefahren und an die neuen Besitzer übergeben. Mehrere Pick-Up-Trucks mit Sattelaufliegern stehen schon bereit, um die Objekte aufzunehmen und an ihre neuen Einsatzorte zu bringen.

Und auch bei den Mitarbeitern von Ritchie Bros. ist kein Zurücklehnen angesagt - schließlich stehen bald schon wieder neue Versteigerungen im Kalender: in Amerika, in Dubai, Panama - und natürlich auch in München und Meppen.

Bauforum24 TV Video und Web TV InhaltBauforum24 TV präsentiert: Ritchie Bros. Auctioneers - Industrial Auctioneering 2014

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(© Fotos: Bauforum24)

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In unserer Fotostrecke zeigen wir weitere Bilder von der Ritchie Bros. Auktionshalle und dem Gelände mit den Versteigerungsobjekten

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Der Auktionator nennt die Objektnummern ("Lot") und bestätigt die aktuell aufgerufenen Preise.

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Parken verboten: Bereits während der laufenden Versteigerung fahren die Maschinen auf der Rampe weiter. Diese beiden Hypac C530A Walzen gingen übrigens für 10.000 Dollar das Stück weg

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Volle Konzentration auf das Bieterpublikum: Vier altgediente Ritchie Bros. Mitarbeiter nehmen die Gebote entgegen und fordern mit Handgesten zum Mitbieten auf. Eine kleine Regung im Publikum genügt ihnen, um einen potentiellen Käufer zu registrieren

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Zum Schluss werden Objekte versteigert, die nicht mehr fahrtüchtig oder außerhalb des Auktionsgeländes stationiert sind. Um einen besseren Blick auf die Beamerleinwand zu ermöglichen, werden im Hintergrund schwarze Vorhänge aufgezogen
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