Asphalteinbau: Planung, Berechnung, Arbeitsvorbereitung? Wie geht ihr

[bajo 0]

Hallo liebe gemeinde,

Habe mal eine Frage unzwar wie berechnet ihr euren Maschinen einsatz im asphalt bau

Also wie geht ihr als erstes vor ?

Einbauleistung pro stunde?
Wie viel LKW sind für fließenden Verkehr erforderlich ?
Und wie Optimiert ihr eure Einbaugeschwindigkeit ?

Schonmal Danke im vorraus

[Marestic 18]

Das kommt darauf an wo man arbeitet. Zudem gibt es kein Schema was für jede Baustelle passt.

In den meisten großen Firmen wird nach t pro Stunde im Asphaltwerk bestellt und die kümmern sich dann um die LKW. Man muss nur angeben ob Sattel bzw 2-3- oder 4-Achser. Bestellungen wie X-Anzahl Sattel pro Stunde sind totaler Blödsinn, weil die ja nicht gleich viel laden. 150t/h sind je nach Anlage und Material schon Höchstleistung. Ist aber auch Regional unterschiedlich und hängt auch vom Typ der Anlage ab. Vor allem benötigt das schon 1 Fertiger. D.h in der Regel sind oft nicht mehr als 150t/h drin. Meist sogar weniger. Hab schon Anlagen erlebt die haben nur 90t/h bei Decke liefern können.

Also bei 150 t/h wird man dir meist 8 Sattel schicken. Wenn man auf Nummer sicher gehen will werden es 9. Die müssen aber auch kommen. Oft ist das nicht der Fall. Im schlechtsten Fall muss man mit 6 auskommen. Ist aber dann nicht dein Problem da du ja noch Tonnen bestellst und nicht nach Sattel. Sind keine 150 t da in er Stunde, ist das ein Problem der Mischanlage. Ergo Standzeit festhalten.

Problematisch wird es daher dann wenn es nicht läuft. Standzeiten der Asphaltkolonne werden dann versucht von Mischwerk bezahlen zu lassen. Genauso ist es andersrum. Standzeiten der LKW werden ebenfalls in Rechnung gestellt. Was den Ablauf immer durcheinander bringt sind Aktionen wo die LKW auf der Rücktour nochmal schnell bei der Fräse vorbeischauen können wenn gleichzeitig gefräst wird. Geht immer schief. Ergo Asphaltkutscher kutschen nur Asphalt.

Genauso sieht es aus wenn die Mischanlage ausgelastet ist und zuviel bedienen muss. Dann ist die Rechnung auch für den Papierkorb. Oder die Anfahrtswege sind zu lang. Dauert der Umlauf länger als 1 Stunde benötigt man mehr LKW! Bekommt man aber eher nicht weil es irgendwann zu teuer wird und es gibt noch andere Baustellen. Nach der Mittagspause ist dann sowieso oft alles hinüber, weil man meist die Mischanlage eingeholt hat (Silo leer).


Die Einbaugeschwindigkeit und somit auch deine Tonnen/Stunde wird eigentlich nach deiner Anzahl an Walzen (die Regel minimum 2 pro Fertiger und richtige Größe sowie Gewicht) und der Einbaubreite/Stärke bestimmt. Denn nur danach hat sich der Fertiger zu richten. Es bringt nichts wenn du vorne wegrasst und deine Walzenfahrer kommen nicht mehr hinterher. Oder du hast zwischendurch Standzeit. Das Ziel ist ja eigentlich durchzufahren. 4 bis 4,5 m/min sind schon sportlich. Da rotiert der Walzenfahrer schon etwas. 5 m/min sind meiner Meinung nach Obergrenze. Achja eine Walze die absplittet zählt nicht als Verdichtungswalze, so jedenfalls vertritt das der Asphaltverband! In der Praxis läuft es meist so, das man die Einbaugeschwindigkeit so wählt das immer mindestens 1 Lkw am Fertiger und 1 Lkw bereit steht. Klappt halt meist nicht. Wäre ja zu schön. Aber immer mit dem Blick nach hinten was die Walzenfahrer so treiben.


Berücksichtigt werden sollte auch eventueller Handeinbau der anfällt. Entweder noch Personal bereitstellen oder damit rechnen das der Fertiger auch mal eine Zeit steht. Genauso sind Umsetzungen zu berücksichtigen sowie das eine Walze auch mal Wasser braucht.

Im Zweifel fragt man da mal den Einbaumeister. Wenn er was taugt dann sagt der genau was er braucht und überlässt das nicht dem Bauleiter. Der Kapo kennt seine Männer und weiß was geht und was nicht. Der Bauleiter bestellt dann nur grob vor (Pro Tag X-Tonnen maximal), sodass die Anlagenbetreiber Wissen wieviel Bitumen bestellt werden muss.

Bei uns in der Firma gibt es extra zwei Bauleiter für Asphalt und die sprechen sich immer mit den Asphaltkolonnen ab. bearbeitet 4. Februar 2014 von Marestic

[bajo 0]

Schonmal Danke für die Ausführliche erklärung ...

Aber der Fertiger schafft doch im Wesentlichen mehr als 150 t/h?

Wenn ich beispiels weise
8cm Dicke Schicht fahre
6m breite
und fahre 4m/min
und hab eine Dichte von 2,4t/m³

da bin ich dann doch schon bei rund 276,5 t/ H?

[Marestic 18]

Na klar schafft der in der Rechnung mehr. Aber denk an deine Walzenfahrer. Verdichten, Kante drücken, bügeln etc. Eventuell noch aussteigen und alle paar Meter um einen Einlauf rütteln. Packst du mehr Walzen drauf kannst du auch mehr nehmen. Treibt aber auch die Kosten in die Höhe. Was der Fertiger leisten kann ist Nebensache. Was rauskommt muss stimmen! Es bringt nicht wenn du die 276,5 t/ H einbaust und kassierst hinten Abzüge ohne Ende. Oder die Einbausituation auf der Baustelle macht dir einen Strich durch deine Rechnung. Umsetzungen etc. Dann stabeln sich die LKW und die Baustelle zahlt die Standzeit.

In der Regel ist es leider das man nicht der einzige Abnehmer an dem Tag ist. So wird noch für andere gemischt. Sollte eigentlich nicht sein wenn man große Mengen braucht aber gibt es. Die Anlagenbetreiber neigen dazu mehr anzunehmen als sie wirklich schaffen. Dann stauen sich die LKW in der Anlage. Hatten schon Wartezeiten von 1,5 h. Also wenn man die 276,5 t/ H bekommt dann kann man sich wirklich freuen. Vorausgesetzt ich kann die auch mit Qualität einbauen.

Schlimm ist es bei mobilen Anlage. Die Verursachen gerne mal Störungen wenn man am Maximum fährt. Vor allem wenn Recycling zugeführt wird. Bei Kaltzugabe sinkt dann sogar die Mischleistung enorm und je nach Konstruktion gibts dann Verstopfung.


Ich bin kein Theoretiker. Ich kann dir nur meine Erfahrung aus der Praxis sagen. Ich rechne sowas auch nicht aus. Überlasse ich meinem Kapo. Aber ich bekomme immer mit was bestellt wird und wirklich bei uns landet. Die hässlichen Telefongespräche mit der Mischanlage inklusive.
Ich arbeite oft an der Bohle, bin aber meist der Typ auf der Walze hinterm Fertiger und kenne daher beide Seiten.

Es gibt viele Kolonnen da rammeln die vorne weg und hinten hüpfen zwei Walzenfahrer rum. In der Regel (vielleicht auch nur eine Ausnahme aber leider zu oft gesehen) mit einer BW 100 (entprechnder Typ anderer Hersteller) und BW 174 bewaffnet und versuchen Anschluss zu halten. Worst Case. Eine Walze und Fahrer 2 rammelt um den Fertiger rum und spielt Handlanger. Oder es sind 2 Walzen drauf und der Fertiger fliegt über das Planum und steht dann 1 Stunde. bearbeitet 5. Februar 2014 von Marestic

[Simon T. 62]

Ich kann dir nur meine Erfahrung aus der Praxis sagen.

Find ich klasse dass du deine Erfahrungen aus der Praxis hier aufführst, da ich mich sehr für den Asphalteinbau interessiere und auch informiere wie es andere machen.

War selber ca. ein halbes Jahr bei den Schwarzen und hab dort alles gemacht, vom Schaufeln über Walzen, Bohle bedienen, Fertigerfahren, anspritzen bis zum Mischgut liefern.

Bei uns war in der Regel ein Walzenfahrer mit zwei Walzen (BW100/BW174). Der durfte sich natürlich abmühen wenn am Fertiger die Geschwindigkeit raufgedreht wurde. Selten (eig. bei jeder Asphaltkolonne) gabs "entspannte Baustellen".

in dem Sinne auf mehr Tipps und Geschichten aus der Praxis

gruß Simon