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Taupunkt in der Hauswand - Verständnisproblem


Lagavulin

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Hallo zusammen!

Ich habe eine grundlegende Frage zum Thema Wandaufbau die mich schon lange beschäftigt:

Nach meinem bescheidenen Verständnis gibt es 2 unterschiedliche "Arten" von Feuchtigkeit in Häusern.
1) Da ist zum einen die Feuchtigkeit die im täglichen Gebrauch wie z.B. beim duschen, kochen, schwitzen etc. abgegeben wird. Diese Feuchtigkeit muß doch von dem Wandmaterial aufgenommen und später wieder abgegeben werden können. Dabei dürfte ja nur das oberste Material (1mm bis max. 2mm) wie z.B. Putz und Gipsplatte betroffen sein?!? Also eher unproblematisch?

2) Viel kritischer sehe ich die Kondensierung der Luft am "Taupunkt"(?).
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Temperaturgefälle im Winter z.B. draußen bei 0 Grad und drinnen bei 22 Grad. Jetzt muß ja irgendwo in der Wand der Temperaturverlauf von 12 bis 14 Grad erreicht werden, wobei die Luftfeuchtigkeit kondensiert und sich als Kondenswasser niederschlägt. Wenn man jetzt von einem Fertighaus in Holzständerbauweise ausgeht, und dieser "Taupunkt" irgendwo in der Mitte liegt, also wahrscheinlich in der Mineralwolle, geht doch die isolierende Wirkung dadurch kaputt?!?
Manche Hersteller bauen nun hinter der Gipsplatte und OSB Platte eine Dampfbremse ein, aber die kann doch das Problem nicht lösen, da doch dabei davon ausgegangen wird, dass die Feuchtigkeit durch die OSB- und Gipsplatte wandert?!? Sich also gegen die unter 1) beschriebene Feuchtigkeit richtet und nicht gegen das Problem des Kondenswassers. Oder welchen Zweck soll die Dampfbremse da erfüllen?
Manche Hersteller werben ja sogar damit ohne Dampfbremse zu bauen!

Sind gerade in der Findungsphase wie wir bauen wollen, Fertigbau in Holzständerweise ist bis jetzt favorisiert.
Haben auch EUROMAC2 angesehen, aber da scheint es ja auch, laut diesem Forum, Probleme mit Kondenswasser hinter der innerern Styroporschicht und dem Betonkern zu geben. Und hinter dem Styropor kommt es dann wohl auch nicht so einfach wieder raus....

Mich würde brennend interessieren mit welchem Wandaufbau ich diesem Problem und dem damit verbundenen Dämmverlust oder sogar Schimmel am besten begegnen kann. Ist Massivbauweise evtl. doch besser?
Meine Schwiegereltern hatten in den 70ern schon ein Fertighaus aus den USA und waren sehr zufrieden damit! Kein Schimmel oder Ähnliches!

Bitte bringt Licht in das Dunkel...
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Ohne jetzt auf alles einzugehen, durch den täglichen Gebrauch entsteht Feuchtigkeit (kochen, duschen, Ausdünstungen von Personen, ...usw.) dadurch hat man im Inneren von Räumen/Gebäuden einen erhöhten sog. Dampfdruck. Wandert diese Feuchtigkeit in eine Wand wird dies erst zum Problem, wenn diese Feuchtigkeit kondensiert und langfristig in der Wand/Dämmung verbleibt.

Z.B. macht man bauphysikalische Berechnungen, wie viel Feuchtigkeit/Wasser die Wintermonate über in einer Wand/m² eingelagert wird und wieviel in den Sommermonaten die Wand auch wieder wieder verläßt - so lange die Bilanz so aussieht, dass die Feuchtigkeit die Wand in den Sommermonaten wieder vollständig verläßt ist alles im grünen Bereich.

Daher konstruiert man Wände immer so (grundlegendes Konstruktionsprinzip), dass eine Wand (außen) mehr Feuchtigkeit abgibt, als die Wand von den Innenräumen aufnimmt. Die Wandschichten sollten von innen nach außen immer diffusionsoffener sein.
Durch die sog. Dampfsperre besser ausgedrückt Dampfbremse will man verhindern, dass eine Wand innen mehr Feuchtigkeit aufnimmt, als nach außen "durch die Wand wandern" kann.

Dass die Dampfbremse hinter einer der innersten Wandschichten (OSB, Gipskarton, etc.) liegt ist normalerweise kein Problem, da diese dünnen Schichten dadurch zwar dem erhöhten Dampfdruck ausgesetzt sind, diese die Feuchtigkeit aber durch normales Lüften wieder an den Innenraum abgeben.

Grundsätzlich würde ich darauf achten, dass
*eine Wand von innen nach außen gesehen immer diffusionsoffener aufgebaut ist, damit eingewanderte Feuchtigkeit freie Bahn nach außen hat und nicht in der Wand vebleibt
*Verarbeitung besonders Anschlüsse/Durchdringungen der Dampfsperre sauber d.h. dicht ausgeführt werden.
*Wärme-/Kältebrücken vermieden werden, da diese i.d.Regel hauptverantwortlich bei Schimmelproblemen sind.

Schimmel entsteht immer dort wo die allgegenwärtigen (Schimmel-)Pilzsporen aus der Luft einen Nährboden finden z.B. auf feuchten Oberflächen. Durch Wärmebrücken entstehen (Wand-)Bereiche mit unterschiedlichen Oberflächentemperaturen, wo an den kälteren davon die Luftfeuchtigkeit auskondensiert und somit einen Ansatzpunkt für die Schimmelsporen bieten.

*keine Innendämmung - aber das betrifft eher den Massivbau, bei einem Holzrahmen/Ständer-/etc. Bau ist dies sowieso eher kein Thema.

Ggf. würde ich einen (unabhängigen*) Fachmann hinzuziehen, gerade die heutigen Konstruktionen z.B. bei Niedrigenergiehaus, Passivhaus, etc. sind an den Grenzen der (Bau-)Physik konstruiert und daher oft schwierig zu beurteilen - verglichen mit Aufbauten aus früheren Jahren ist das High-Tech und auch dem entsprechend anfällig.

*ein guter Architekt, der ggf. entsprechende Fachingenieure hinzuzieht ist -wie in juristischen Belangen ein Anwalt- jemand der mit dem entsprechenden Fachwissen im Rücken ihre Interessen gegenüber den Handwerkern, Bauunternehmen, etc. vertritt. Bei den abhängigen Architekten, Planern, etc. von irgendwelchen Fertighausfirmen, Unternehmen, usw. ist es meist dann, wenn es Probleme gibt oder das Geld verdient ist "vorbei mit der Freundlichkeit"... <augenzwinker>

Ggf., wenn es nur um spezielle Fragen, wie in dem Fall geht kann auch ein guter Bauphysiker oder Gutachter für Bauschäden, etc. die richtige Addresse sein...


Ist Massivbauweise evtl. doch besser?
In den heutigen Zeiten von Niedrigenergie-, Passivhaus hat der Holzbau -Holzständer-, Skelettbau, etc.- gegenüber dem Massivbau den großen Vorteil, dass die statisch tragende Wandschicht gleichzeitig für die Dämmung genutzt werden kann und so dünnere Wandstärken als im Massivbau möglich sind. Ich bin nicht mehr so fit, welche Aufbaustärken "gerade aktuell" sind, aber damals zu Studienzeiten vor ca. 10 Jahren lag man mit einem Ziegel-Massivbau und adäquater Dämmung ganz schnell bei Wandstärken von um und über einem halben Meter. bearbeitet von Aka
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Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Du sagst, dass die Wand nach außen hin immer diffusionsoffener sein soll.
Im Umkehrschluß bedeutet dies doch, dass man davon ausgehen muß dass die Feuchtigkeit durch die Wand nach außen wandert!
Was passiert aber wenn Dämmwolle naß wird? Da würde doch die gesamt Dämmung zusammenbrechen!

Meine Hauptfrage bezog sich jedoch auf den Taupunkt wo die Luftfeuchtigkeit kondensiert und sich als Wasser absetzt. Wie kann man bei einem Fertighaus verhindern, dass das im Bereich der Dämmwolle passiert?
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Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Du sagst, dass die Wand nach außen hin immer diffusionsoffener sein soll.
Im Umkehrschluß bedeutet dies doch, dass man davon ausgehen muß dass die Feuchtigkeit durch die Wand nach außen wandert!
...

Jepp, wobei man mit einer Dampfsperre versucht die Menge möglichst gering zu halten.



...
Was passiert aber wenn Dämmwolle naß wird? Da würde doch die gesamt Dämmung zusammenbrechen!
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Exakt, leider läßt sich das nicht komplett verhindern, weshalb man bei einer Konstruktion darauf achtet, dass die in den Wintermonaten/Heizperiode eingelagerte Feuchtigkeit in den warmen Sommermonaten wieder abgegeben wird. Probleme gibts dann, wenn das eben nicht geschieht und sich von Jahr zu Jahr mehr Feuchtigkeit im Wandaufbau/der Dämmung ansammelt.


...
Meine Hauptfrage bezog sich jedoch auf den Taupunkt wo die Luftfeuchtigkeit kondensiert und sich als Wasser absetzt. Wie kann man bei einem Fertighaus verhindern, dass das im Bereich der Dämmwolle passiert?


Soweit mir bekannt ist läßt sich das eben nicht verhindern, allerdings versucht man den Taupunkt im Wandaufbau möglichst weit nach außen zu bringen. Deshalb ist eine Innendämmung, wie sie hin und wieder oft aus Bequemlichkeit gemacht wird äußerst kritisch zu sehen.

Außerdem ist eben darauf zu achten, den Eintrag von Feuchtigkeit insgesamt möglichst gering zu halten, deshalb mein Tipp ganz pingelig genau auf eine (dichte) Ausführung der Dampfbremse zu achen -Anschlüsse, Durchdringungen, etc., besonders andere Gewerke wie z.B. Elektriker sind da des Architekten beste Freunde, wenn sie hinterher beim Strippenziehen, mit ihren Dosen/Dosenbohrern, etc alles durchlöchern...
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Meine Hauptfrage bezog sich jedoch auf den Taupunkt wo die Luftfeuchtigkeit kondensiert und sich als Wasser absetzt. Wie kann man bei einem Fertighaus verhindern, dass das im Bereich der Dämmwolle passiert?

Ich nehme mal an, mit dem Begriff "Fertighaus" ist ein Gebäude in Holzrahmenbauweise mit industriell vorgefertigten Bauteilen, die auf auf der Baustelle zusammengefügt werden, gemeint.

Hier sieht der Wandaufbau von innen nach außen standardmäßig folgendermaßen aus: Gipskartonplatte - Dampfbremsfolie - Mineralwolle als Ausfachung - Gipsfaserplatte - WDVS, wobei auch entsprechende OSB-Platten als Dampfbremse eingesetzt werden können. Die Anschlüsse der Dampfbremse müssen entsprechend dicht mit zugelassenen Klebebändern erfolgen. Hierbei ist der Knackpunkt dieser:

Außerdem ist eben darauf zu achten, den Eintrag von Feuchtigkeit insgesamt möglichst gering zu halten, deshalb mein Tipp ganz pingelig genau auf eine (dichte) Ausführung der Dampfbremse zu achen -Anschlüsse, Durchdringungen, etc., besonders andere Gewerke wie z.B. Elektriker sind da des Architekten beste Freunde, wenn sie hinterher beim Strippenziehen, mit ihren Dosen/Dosenbohrern, etc alles durchlöchern...

Der Eintrag von Feuchtigkeit sollte vermieden werden. Es lohnt sich also einen baubegleitenden Gutachter mit einzuschalten, der diese Punkte möglichst genau überprüft und dokumentiert, und einen Blower-Door-Test durchzuführen. In einem Fall hatten wir als Gutachter eben bei so einer Konstruktion festgestellt, dass im kompletten Dachgeschoß die Dampfbremsen unter den Gipskartonplatten fehlten...
bearbeitet von Form 8A
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