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Geschrieben
Zum Thema warum das jetzt erst alles hochkocht:

- Viele Details wurden einfach nicht bekannt gegeben. Vieles ist durchgesickert, was die Öffentlichkeit noch gar nicht erreichen sollte

- Das Vertrauen der Bürger in Kostenschätzungen ist immens gesunken. Und wenn man die letzte Entscheidung im Frühjahr 2010 sieht, bei dem es darum ging, ab einem gewissen Betrag (hab ich nicht mehr im Kopf) nicht zu bauen - und dann die Kostenschätzung um ein Minimum unter dieser Grenze lag... Wer da nicht weiß wie da manipuliert wird?

- Bis zuletzt haben viele geglaubt das die Vernunft siegt.

- Staufen ist mittlerweile vielen Leuten ein Begriff. Das gleiche kann in Stuttgart auch passieren. Vor 15 Jahren hat davon noch niemand etwas geahnt.

- Das Dilemma in Köln hat gezeigt, daß wir solche Projekte zwar technisch können, aber unter dem Hintergrund des Finanzdrucks wird billig gebaut, nicht kostengünstig. Das steckt den Leuten im Kopf. Was passiert, wenn in Stuttgart auch jemand pfuscht, z. B. bei der Wasserhaltung und das Ganze geht los wie in Staufen? Das einfache Volk (damit meine ich die Leute, die nicht das Verständnis für den Bau hat) traut den Bauingenieuren aufgrund der Vorkommnisse in letzter Zeit nicht mehr. In Deutschland bauen eben nicht mehr Bauingenieure sondern Kaufleute. Und denen geht es um Nachträge und Erfolgszahlen und nicht um technische Dinge. Vor 15 Jahren waren die Verhältnisse da noch anders.

- Einerseits wird lautstark über 5,-- € für Harz IV-Empfänger diskutiert, andererseits Milliardenbeträge für so ein Projekt ausgegeben.

- Wer trägt die Verantwortung, wenn die Kosten wirklich überschritten werden? Da geht jeder leer aus. Nur der Zahlmeister ist bekannt - weil Steuererhöhungen so einfach sind. Spätestens seit dem Soli-Zuschlag wissen wir das. Warum weiß Mappus wenige Wochen nach der Amtseinführung, daß er nur eine Amtsperiode machen wird? Vielleicht weil er das Ende des Projekts nicht als amtierender Entscheidungsträger erleben will?

Und was die Zeitersparnis der Bahn anbelangt (ich wiederhole mich): ein Blick in alte Kursbücher zeigt, daß manche Verbindungen, insbesondere Stuttgart-Ulm zu Zeiten von intakten Strecken wesentlich schneller waren.

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Geschrieben

Habe heute mit einem Städteplaner beruflich zu tun gehabt, der brachte zu diesem Projekt interessante Sichtweisen hervor:

Die Sackbahnhöfe wurden vor 100 Jahren geplant und gebaut, als noch Kutschen und Fahrräder das Straßenbild beherrschten. Hintergrund war es damals, dass man in eine Stadt fuhr - man kam dort an, um zu verweilen. Es waren "Kaisers Zeiten". Vieles hat sich in den letzten 100 Jahren gewandelt, ober zum Vorteil der Menschen, möge jeder für sich selbst entscheiden. In früheren Jahren war "Reisen" noch ein Erlebnis und man nahm sich Zeit dafür - wie sieht es heute damit aus?

Heute ist die Anforderung an unsere Verkehrsmittel eine ganz andere: Wir bewegen uns immer schneller von A nach B, wir rasen stressgeplagt durch´s Leben. Kann das jemand verhindern? Hätte ich meinem Großvater 1970 erklärt, dass sein Urenkel im Jahr 2010 in allen Orten Deutschland´s arbeiten würde, hätte er sich das sicher nicht vorstellen können. Leider ist es heute Realität.

Früher gab´s nur wenige Festanschlüsse zum telefonieren, heute haben die meisten Menschen mindestens ein Handy - und geben dafür Jahr für Jahr Milliarden aus - wen stört´s? Niemand! Wozu brauchen wir das alles? Weil sich das Leben immer schneller dreht.

Und so sehe ich das auch mit Stuttgart 21 - die Bahn will und muss schneller werden, um Schritt zu halten. Ich denke, das Projekt wird mehr als 10 Mrd. € kosten, wen stört´s? Unsere Währung hat eh schon massive Probleme - kommt es da etwa noch auf 10 Mrd. € an? Nein, bestimmt nicht.

Ich denke, über kurz oder lang wird eh etwas mit dem Geld passieren, was auch immer - denn so geht´s nicht mehr weiter!

Sicher ist, dass viele Arbeitsplätze in Deutschland durch dieses Bauprojekt gesichert werden und sehr viele Menschen hier ihr Brot verdienen werden. Ob wir nun das Geld im Bereich von Hartz 4 verwenden oder hier beim Bau von Stuttgart 21 - da ist es auf jeden Fall besser angelegt. Denn die am Bau Beteiligten liegen in der Bauphase sicher nicht Vater Staat auf der Tasche.

In wie fern die Natur unter diesem Projekt leidet, kann ich nicht beurteilen. Habe nur mal gelesen, dass größere Teile der freiwerdenden Flächen dem Schloßpark zufallen werden - also "Grün" pro Natur?

Mich würde es freuen.



Hallo Tobi,


freut mich das du hier ohne Emotionen deine Meinung schreibst. top.gif top.gif top.gif


Sepp wave.gif wave.gif
Geschrieben

Habe heute mit einem Städteplaner beruflich zu tun gehabt, der brachte zu diesem Projekt interessante Sichtweisen hervor:

Die Sackbahnhöfe wurden vor 100 Jahren geplant und gebaut, als noch Kutschen und Fahrräder das Straßenbild beherrschten. Hintergrund war es damals, dass man in eine Stadt fuhr - man kam dort an, um zu verweilen. Es waren "Kaisers Zeiten". Vieles hat sich in den letzten 100 Jahren gewandelt, ober zum Vorteil der Menschen, möge jeder für sich selbst entscheiden. In früheren Jahren war "Reisen" noch ein Erlebnis und man nahm sich Zeit dafür - wie sieht es heute damit aus?


Heute haben wir Wendezüge, welche das Anfahren von Sackbahnhöfen unproblematisch machen. Siehe Leipzig. Kein Grund für exorbitante Umbaumaßnahmen


Heute ist die Anforderung an unsere Verkehrsmittel eine ganz andere: Wir bewegen uns immer schneller von A nach B, wir rasen stressgeplagt durch´s Leben. Kann das jemand verhindern? Hätte ich meinem Großvater 1970 erklärt, dass sein Urenkel im Jahr 2010 in allen Orten Deutschland´s arbeiten würde, hätte er sich das sicher nicht vorstellen können. Leider ist es heute Realität.


Leider korrekt. Allerdings darf ich dann die Kapazität eines ausgelasteten Bahnhofs nicht verringern.


Früher gab´s nur wenige Festanschlüsse zum telefonieren, heute haben die meisten Menschen mindestens ein Handy - und geben dafür Jahr für Jahr Milliarden aus - wen stört´s? Niemand! Wozu brauchen wir das alles? Weil sich das Leben immer schneller dreht.


Viele Menschen stört das. Siehe die vielen Proteste gegen Funkmasten. Allerdings sind das viele kleine Probleme auf die Fläche verteilt.


Und so sehe ich das auch mit Stuttgart 21 - die Bahn will und muss schneller werden, um Schritt zu halten. Ich denke, das Projekt wird mehr als 10 Mrd. € kosten, wen stört´s? Unsere Währung hat eh schon massive Probleme - kommt es da etwa noch auf 10 Mrd. € an? Nein, bestimmt nicht.

Ich denke, über kurz oder lang wird eh etwas mit dem Geld passieren, was auch immer - denn so geht´s nicht mehr weiter!


Natürlich wird das Geld verbraten, bevor es dem Steuerzahler in Form von Steuersenkungen zurückgegeben wird. . Allerdings sollte man das vernünftig tun. Durch Streckensanierung und damit der Reduzierung von Langsamfahrstellen kann ich mit geringem Aufwand die Leistungsfähigkeit erhöhen.


Sicher ist, dass viele Arbeitsplätze in Deutschland durch dieses Bauprojekt gesichert werden und sehr viele Menschen hier ihr Brot verdienen werden. Ob wir nun das Geld im Bereich von Hartz 4 verwenden oder hier beim Bau von Stuttgart 21 - da ist es auf jeden Fall besser angelegt. Denn die am Bau Beteiligten liegen in der Bauphase sicher nicht Vater Staat auf der Tasche.


Das ist leider nicht sicher. Ich sehe das so, daß der Staat lieber brotlose Leute finanziert als das er Regelungen schafft, die den Leuten Brot und Arbeit gibt. Viel wichtiger ist das die Vergabe an den billigsten, ohne die Beruteilung der Folgekosten. Wenn Du heute auf den Bau gehst findest Du unterhalb vom Vorarbeiter einen sehr geringen Prozentsatz deutscher Arbeiter, wenn überhaupt dann aus unseren bundeseigenen Billiglohnländern (damit meine ich die Unverschämten Löhne, zu welche die Leute dort arbeiten müssen). Vieles, vor allem im Stahlbau, wird bereits fertig im Ausland gekauft. Selbst im Brückenbau haben wir Konkurrenz aus dem Ausland. Weil Transporte so billig sind. Das ist Folge der Globalisierung, zeigt aber auch, daß ein Projekt wie Stuttgart 21 nicht das Volk reich macht sondern einzelne Leute in den Führungsetagen.


In wie fern die Natur unter diesem Projekt leidet, kann ich nicht beurteilen. Habe nur mal gelesen, dass größere Teile der freiwerdenden Flächen dem Schloßpark zufallen werden - also "Grün" pro Natur?

Mich würde es freuen.


Bahngelände ist oftmals belasteter Boden, Fett, Bremsstaub, nicht abgebaute Herbizide usw. Da ist eine Grünfläche das sinnvollste um den Boden abzudecken, bis Mikroben ihre Arbeit beendet haben. Grün ist nicht gleich Natur.

In unserem Land ist vieles in Schieflage und Stuttgart 21 ist der Ausdruck dafür. Und das stößt den Leuten sauer auf.

Und dann gibt es trotz allem noch einige Erfolge: In Oberhausen-Rheinhausen sollte in Großteil des Aushubs in einem See versenkt werden um diesen zu verfüllen. Man stelle sich die riesige mit dem Lkw zu transportierende Menge vor! Das wurde erfolgreich verhindert.
Geschrieben
Um sich die finanzielle Dimension von Stuttgart 21 mal vorzustellen,

Rechne man einfach mal die im Raum stehende Auftragssumme von
4.000.000.000,00€ durch die 80.000.000,00 Stck. Bundesbürger und dann erkennt man das jeder von uns für
Stuttgart 21 mal 50,00€ investiert.

Bei der prognostiezierten Kostensteigerung bei solchen Großprojekten, möge sich jeder selber seinen persönlichen Beitrag ausrechnen.




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