Baubegleitende Qualitätssicherung während des Hausbaus

[Herrmann 44]

Hallo,

immer wieder gibt es Schreckensmeldungen in den Medien über Baumängel beim Hausbau. Manch einer denkt, wie konnten die nur so naiv sein. Je nach Bauorganisation kann die Qualitätssicherung über den Architekten, Bauingenieure, Sachverständige oder andere Institute.



Wie habt Ihr bei Eurem Hausbau eine Qualitätssicherung der Bauabschnitte gesichert?

Hat von Euch jemand die baubgleitende Qualitätssicherung von folgenden Instituten durchführen lassen:

z.B: TÜV Rheinland, Dekra, Verband privater Bauherren?



Viele Grüsse

Jochen

[Form 8A 230]

Wie habt Ihr bei Eurem Hausbau eine Qualitätssicherung der Bauabschnitte gesichert?

Das hat offensichtlich hier im Forum niemand getan . Deshalb von mir - als jemand der solche Qualitätssicherungen durchführt - einige Anmerkungen zur Thematik.

Grundsätzlich sollte eine solche Überwachung in die Baukosten einkalkuliert werden. Viele Bauherren machen den Fehler und glauben, für 500.- € gibt's das komplette Servicepaket - schlichtweg falsch. Hierfür kriegt man 2 bis 3 Ortstermine und Mitwirkung bei der Abnahme. Grundlegende Mängel werden hierbei so gut wie nicht erkannt. Eine vernünftige Überwachung mit aussagekräftiger Dokumentation kostet etwa das 10fache.

Natürlich ist die Beauftragung eines Gutachters kein Allheilmittel für eine 100 %ige Mängelfreiheit. Auch häufige begehungen sind nur Momentaufnahmen, jedoch ist die Chance, dass gravierende Mängel erkannt werden, hoch. Das trotz Überwachung einiges schief laufen kann ist hier dokumentiert. Meistens geht's schief wenn z.B. der Bauträger nicht mitspielt und den Käufer aber die (Umzugs)Termine drücken.

[Form 8A 230]

Nachfolgend noch einige Fotos aus der Praxis des Gutachters.

Rolladenkasten mit hausgemachter Kältebrücke durch unfachgemäßes Ausschneiden der Gurtdurchführung.

Fehlende innere Abdichtung und unfachgemäße Fenstermontage. Unten links unter der Fensterbank hat man ungehinderten Blick ins Freie. Kältebrücke im Bereich der Lasche.

bearbeitet 13. Juli 2009 von Form 8A

[MichaelD 0]

Ich bin zwar noch jung, hab selbst noch nicht gebaut, sehe die Problematik aber auch schon seit einiger Zeit und suche die Gründe dafür (auch um mich später in meinem Berufsleben dagegen wehren zu können, bzw. sie erst garnicht aufkommen zu lassen)

Da leider die "Geiz ist Geil" Mentalität auch bei vielen Häuslebauern um sich gegriffen hat muss man sich oft auch nicht wundern wieso bei der Wahl des günstigsten Angebotes oft Murks, gehörige Mehrkosten oder Bauverzug eintreten. Lieber die Angebote von einem erfahrenen Bauingenieur durchchecken lassen - diese können anhand des Angebots und der Vorortsituation oft schnell einschätzen wo die Haken und Macken eines Angebotes liegen.

Och es nun gut ist von vornherein einen Gutachter einzuschalten der möglicherweise im Anzug auf der Baustelle herumrennt, Fehler sucht, vielleicht Kleinigkeiten findet und so irgendwo zwangsweise schon in der Anfangsphase des Projektes schon zur Verstimmung zwischen AG und AN beiträgt ist in meinen Augen fraglich. Da ich jede freie Minute nutze um auf solchen Häuslebaustellen meinen Horizont zu erweitern weiß ich wie sehr manch Maurer/Polier/BL solche (teilweise) übertriebenen Anfordernungen zu Herze nimmt.
Bisher habe ich immer das Gefühl gehabt das von vornherein viel auch durch den AG vermieden werden kann.

- Den Bauträger wohl überlegt wählen. Bei kleinen Mittelständlern sollte man sich einfach mal nach Referenzen/Erfahrungen umhören.
- Darauf achten das alles seinen "normalen" Lauf nimmt. Besonders an "schwierigen" Teilen wie Rohrverlegungen etc. durchgearbeitet wird, keine "Durchlaufbaustelle" entsteht sondern kontinuierlich ein Trupp anwesend ist.
- Falls man selbst kein Fachmann ist sich mit jemanden kurzschalten. Poliere/BL merken schnell ob jemand Ahnung hat oder nicht - da hilft es oft schon wenn man einige Verfahren kennt und den Eindruck macht als würde man das Baugeschehen überblicken und gründlich, aber nicht übertrieben den Bau zu kontrollieren - Unklarheiten mit konkreten Forderungen unterstreicht, Lob mit nem Freitagsfrühstück ausdrückt.

Ansonsten würde ich Gutachter eher als das letzte Mittel sehen - was vielleicht auch aus der jugendlichen Naivität resultiert.

[MaMu 38]

Leider ist es doch so, das der Mensch erst durch Schaden klug wird.

Ein Freund von mir wollte sich nach der Hochschule, (vorher Maurer gelernt) mit der Bauüberwachung selbsständig machen. Er hat mit viel Mühe eine Datenbank mit Detailzeichnungen der Hersteller aufgebaut und hat sich in den Neubaugebieten die Hacken abgelaufen. Leider kein Erfolg.
Als mein Onkel seinen Bau hochgezogen hat, habe ich diese Aufgabe übernommen. Bin auch einmal bei den Nachbarn über die Baustelle gelaufen und habe helfen wollen.
TAUBE OHREN!
Meine Erfahrungen waren der Art, das die Häuslebauer in der Ausführung so viel wie auch nur irgend nötig gespart haben und dem erfahrenen Polier vertraut haben, der mit markigen Worten die gute alte Zeit probagierte als auch nur eine Mark zu viel in die Planung zu stecken.
Teilweise wurde da mit der Planung in 1/100 gebaut und die Details beim Feierabendbierchen abgestimmt.
Der Gedanke war, das mit dem gespartem Gelde doch noch eine tolle Küche, oder ein neues Auto drin wäre. Das macht sich dann ja auch schick vor dem neuen Eigenheim.
Heute, nach ca. 8 Jahren, läuft mir der eine oder andere über den Weg und gesteht kleinlaut, er hätte doch ein bisschen mehr Zeit und Geld in die Bauüberwachung stecken sollen.

Die Reparatur kostet meistens das mehrfache einer guten Bauüberwachung.
bearbeitet 13. Juli 2009 von MaMu