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Gotthard-Basistunnel: Pioramulde in der Oströhre ausgebrochen


Bauforum24

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Was die Bauherrin AlpTransit Gotthard AG auf einer Pressekonferenz im 8. Oktober 2008 in Faido prognostizierte, wurde am Sonntag, 12. Oktober 2008 Realität: Die Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine S-210 hat die 150 Meter lange Pioramulde erfolgreich durchfahren.

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Herrenknecht-Gripper-TBM S-210 anlässlich der Werksabnahme in Schwanau im Jahr 2002.

Bevor die Tunnelbohrmaschine, eine Hartgestein-Grippermaschine, am 29. September 2008 in der Pioramulde einfuhr, wurde sie einer aufwändigen Revision unterzogen. Dadurch konnte die Gefahr eines maschinenbedingten Stillstandes minimiert werden. Angedacht war auch, bei starken Gebirgsdeformationen die Unterhaltsschicht ausfallen zu lassen, um eine Verklemmung bzw. Blockade der Tunnelbohrmaschine zu verhindern. Da der maschinelle Vortrieb störungsfrei verlief, konnte auf diese Option verzichtet werden.

Zur Felssicherung wurden direkt hinter dem Bohrkopf Stahlringe (TH-Profile) in einem Abstand von einem Meter eingebaut, die Ausbruchoberfläche mit einer Spritzbetonversiegelung geschützt und schließlich ein Spritzbetonring von 30 Zentimeter Stärke aufgebracht. Alle diese Maßnahmen haben sich bewährt. ?Wir haben bei unseren Messungen keinerlei Deformationen festgestellt", erklärte auf Anfrage Heinz Ehrbar, Leiter Tunnel und Trassebau der AlpTransit Gotthard AG.

Die Tunnelbohrmaschine in der Weströhre liegt derzeit noch rund 1.400 Meter zurück und wird die Pioramulde voraussichtlich im ersten Quartal 2009 durchfahren.

Bis zur Losgrenze Sedrun sind nach der Pioramulde noch rund 6,9 Kilometer maschinell aufzufahren. Dies ist die Zone im längsten Eisenbahntunnel der Welt, wo Überlagerungen von bis zu 2.000 Metern und mit 50 Grad die höchsten Gebirgstemperaturen auftreten.

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Tunnelausbau im Projekt Gotthard-Basistunnel.

Auf der Nordseite, Los Erstfeld-Amsteg, haben die beiden Herrenknecht Gripper-TBM S-421 und S-422 bereits 3,2 bzw. 1,9 km von insgesamt je 7,178 km Tunnel aufgefahren.

Die Bauarbeiten auf der Gotthardachse befinden sich laut der Bauherrin auf Kurs. Bis zum 1. Oktober 2008 hatten die Tunnelarbeiter 118,4 Kilometer an Tunneln, Schächten und Stollen ausgebrochen, 77 Prozent der geplanten 153,5 Kilometer Ausbruch. Der Gotthard-Basistunnel ? mit 57 Kilometern Länge der längste Tunnel der Welt ? soll Ende 2017 in Betrieb gehen.

Vorgeschichte: Piora ? Schreckgespenst der Tunnelbauer

Vor dem Bau des Gotthard-Basistunnels entbrannte ein Expertenstreit unter den Geologen. Einige stellten gar den Bau des Tunnels wegen kaum zu bewältigender Störzonen in Frage. Sie vermuteten in der Mulde einen zuckerförmigen, unter hohem Wasserdruck stehenden Dolomit.
Um sich Klarheit zu verschaffen wurde die Pioramulde von 1993 bis 1998 mit einem Sondiersystem erkundet. Mit einer kleinen Tunnelbohrmaschine wurde von Faido aus ein 5,5 Kilometer langer Erkundungsstollen, der sich 350 Meter oberhalb des zukünftigen Basistunnels befand, vorgetrieben. Am 30. März 1996 traf eine Kernbohrung erstmals auf die Pioramulde mit zuckerförmigen Dolomit, der unter rund 150 bar Wasserdruck stand. Innerhalb von drei Stunden schossen aus dem Bohrloch, das nur zehn Zentimeter Durchmesser hatte, rund 1.400 Kubikmeter lockeres, mit Wasser gemischtes Gestein. Die Tunnelbohrmaschine wurde daraufhin demontiert, aus dem Stollen transportiert und das Stollenende mit einem 8 m dicken Betonpfropfen gesichert.

Aus dem Sondierstollen wurden anschließend 19 schräg nach unten gerichtete Sondierbohrungen bis in die Nähe des künftigen Basistunnels getrieben. Laboruntersuchungen der Bohrkerne zeigten, dass es sich bei der gefundenen karbonatisch-sulfatischen Trias um ein Gestein mit relativ guten felsmechanischen Werten handelt.

Die dieses Jahr im September durchgeführten Sondierbohrungen aus der Tunnelbrust haben die damaligen Ergebnisse bestätigt: Das dolomitische Gestein in der Mulde ist hart, führt kein Wasser und kann maschinell aufgefahren werden.

(Foto: Herrenknecht)
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