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Berufsbildung Strassenbau: Unterschiede zwischen Schweiz-Deutschland-Ö


kanalratte7

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Hallo Leute,

Im Europa der offenen Grenzen werden auch die Baustellen immer internationaler. Mittlerweile ist auch die Schweiz von diesem Trend total erfasst worden. (hier dauert ja alles etwas länger) sleeping.gif

Ich habe nun vielfach mit Temporär-Arbeitern (Zeitarbeiter, private Arbeitsvermittler) zu tun. Vom einfachen Bauarbeiter (Handlanger) bis hin zum Bauleiter/Projektleiter finden sich Leute aus dem benachbarten Ausland. Was mir vor allem bei den deutschen Kollegen aufgefallen ist, dass die Ausbildung "Strassenbauer" in Deutschland doch ziemlich grundlegend von unserer Ausbildung hier abweicht.

In der Schweiz sind folgende Berufe zusammengefasst unter dem Deckel "Verkehrswegebauer"klick

1. Strassenbauer
2. Gleisbauer
3. Pflästerer
4. Spezialtiefbauer / Grundbauer
5. Industriebodenbauer / Unterlagsbodenbauer

Die Berufsschule findet zentral in Sursee, Kanton Luzern statt, im Ausbildungszentrum des Schweizerischen Baumeisterverbandes klickklick

Hier wird so ziemlich alles an Ausbildung in Sachen Bauhauptgewerbe angeboten.

Die Ausbildung zum Strassenbauer im Detail:

- Kanal- und Rohrleitungsbau, Graben- und Spriessarbeiten, Schächte und Böschungssicherung
- Erdbau, Aushub, Schüttungen
- Einfache Schalungs- und Betonarbeiten
- Einfaches KS-Mauerwerk
- Kieskoffer, Planien
- Absteckungen, Geraden und Bogen
- Natursteinarbeiten wie Stellplatten (Borde), Randsteine, Klein- und Grosspflaster jedoch nur
Reihenpflästerungen, Randabschlüsse 1 bis 5 Zeilig
- Asphaltarbeiten von Hand und Maschinell inklusive Verdichtung
- Kunststeinarbeiten wie Verbundsteine und Platten (gilt als Gärtnerarbeit, daher verpönt unter Strassenbauern)
- Maschinenkunde, Kleingerätekurs -> Stampfer, Walzen, Bagger, Dumper sowie diverser Kleinkram wie Ketten-
sägen und Trennjäger
- Technisches Zeichnen, Plankunde
- Vermessung und Nivellieren
- Arbeitssicherheit
- Umweltschutz
- Sanierung und Werterhaltung von Verkehrswegen -> OB, Bitumentechniken, SAM, SAMI, DSK
- Kies und Sand -> Gewinnung und Verarbeitung
- Beton- und Asphaltherstellung
- Besuche im Baulabor mit Schwerpunkt Betonprüfungen, Aspahltprüfungen, Kiestests wie Siebkurven und
Kornverhältnis
- AVOR und Baustelleneinrichtung, Baustellenorganisation, Rapportwesen
- Wasserhaltung und Baugruben

Die Ausbildung dauert 3 Jahre, als Variate wird die Anlehre (2 Jahre) sowie die Zusatzlehre (2 Jahre) angeboten.

Die Anlehre ist total Praxisbezogen, die Anforderungen tiefer und als Abschluss gibt es nur eine Bescheinigung, keinen Fähigkeitsausweis (Gesellenbrief).
Die Zusatzlehre setzt eine abgeschlossenen Berufsausbildung voraus, sie startet im 2. Lehrjahr, der Stoff und die Lernziele vom 1. und 2. Lehrjahr werden in einem Jahr durchgearbeitet. In dieser Ausbildungsform wird keine Allgemeinbildung vermittelt, da diese bereits in der ersten Berufsausbildung vermittelt und abgeschlossen wurde. Die jeweilige Abschlussnote wird übernommen.
Am Ende der Lehrzeit stehen die Abschlussprüfungen an, welche 1 Tag Theorie schriftlich/mündlich umfassen sowie 3 Tage praktische Arbeit an einem definierten Abschlussobjekt. Bilder dazu folgen. Der Abschluss ist gleichwertig wie derjenige der 3-Jährigen Ausbildung -> Eidgenössischer Fähigkeitsausweis

Die Klassen sind gemischt mit allen 5 Berufsrichtungen in den Grundlagenfächern wie Arbeitssicherheit, Zeichnen, Planlesen usw. Die einzelnen Fachrichtungen besuchen dann getrennt eigene Kurse der Fachverbände, bzw die Gleisbauer bei Ihrer SBB.

Wie sieht das ganze in good old germany aus? Ich hatte schon Strassenbauer die keinen blassen Schimmer von Asphaltbelägen hatten, dafür aber pflästern konnten wie die Götter, andere konnten toll mauern aber keine Schnur zwischen zwei Nägeln spannen, wiederum andere waren rein auf Kanäle spezialisiert.

Was ich dabei mitbekommen habe, das die jeweiligen Ausbildungen total differenziert sind, so gibt es Aspaltierer, Steineklopper, Schachtmaurer, Eckmaurer???, Pflästerer, Kanalbauer usw...
Und für alles mögliche soll es Spezialausbildungen geben, zum Beispiel für Kleingeräte wie Kettensägen und Trennjäger, Bohrhammer (Hilti), Presslufthammer, Schneidbrenner, Kleinbagger...


Wer hilft mir etwas Durchblick in die Sache zu bekommen??
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Hier die Bilder von einem typischem Abschlussobjekt:

Das Objekt vor dem Aspaltieren:

019_16A.1.jpg



Randabschlüsse in Beton versetzt, Flächenpflästerung in Sand hammerfest versetzt, Aspalt 30 mm AC 8 L

010_7A.1.jpg



Die Bilder stammen aus einem Kurs am Anfang des dritten Lehrjahres.
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Da kann man als Deutscher ja nur neidig zu euch rüber blicken.

Bei uns gibts die Grundausbildungen:
Strassenbauer
Kanalbauer
Rohrleitungsbauer
Maurer
Stahlbetonbauer

Der Kanalbauer ist der, der Schächte mauert, die Rohrleitungsbauer sind fürs Rohre zusammenkleben zuständig.
Rest erklärt sich mehr oder weniger von selbst wink.gif.

Nun zum Strassenbau (worum es hier ja geht):
Leider lernt man wirklich nur die nötigsten Pflasterarbeiten.
Geteert, verdichtet oder sowas wird gar nicht. Zu "aufwendig" und "kostenintensiv" vermutlich.
Dafür hat man dann ja Natursteine, Platten, Hoch und Tiefborde und einige Basamentsteine und Betonpflaster.
Die kriegt man schließlich kaum kaputt.

Prüfungsstücke (Zwischenprüfung am Ende vom 2ten Lehrjahr und Abschlußprüfung am Ende des 3ten Lehrjahres) sind bei uns im Ausbildungszentrum Kerpen meist nichts Welt bewegendes.
Zwischenprüfung:
2,5m lang, 1,5m breit, Randeinfassung aus Hoch- und/oder Tiefborden, meist mit ner ein oder zweizeiligen Rinne davor, und dazwischen wird dann ca. 50% Platten und 50% Natursteine gelegt (diese meist auch nur im Reihenverband).
Abschlussprüfung:
3m lang, 1,5m breit, Randeinfassung siehe oben, alles mit 50% Betonpflaster und 50% Natursteinen ausgefüllt. Das alles aber als Kurve.

Maße und Prozentangaben können etwas abweichen, aber die meisten Stücke tendieren in diese Richtung ...
Mauern oder so brauch man nicht.

Kann bei Gelegenheit noch weiter ausholen, wenn du Fragen hast, stell sie ruhig ...
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Danke TiefTieferTiefbau!

Allzu neidisch musst Du nicht gucken, es klingt sicher ganz schön und gut, das alles könnte! man lernen, wenn man als Lehrling nur will!

Und ne Frage hab ich natürlich auch! ->

Wer baut denn den ganzen Asphalt bei Euch? Ich meine, das ist ja nicht sowas wie Unkraut harken oder Splittplanien machen, es ist doch eine Wissenschaft für sich... bei uns wird darauf auf jeder Ausbildungsstufe (Lehrling, Vorarbeiter, Polier, Bauführer, Baumeister) ca 30% der betreffenden Unterrichtszeit verwendet. Geht das in Deutschland so learning by doing? Kann ich mir kaum vorstellen. blink.gif

Grüsse, die Kanalratte
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Tja, gute Frage ^^.

Soweit ich weiß ist nicht vorgesehen das wir das Praktisch beigebracht kriegen.
Theoretisch wohl schon, aber üben werden wir das nicht.

Das alles was ich asphaltiere (bin ja noch in der Ausbildung), mache ich in der Betriebszeit, und da gehts halt wirklich learning by doing ... kurze Einweisung der Mitarbeiter, und dann heißts erstmal Schüppe inne Hand nehmen und grob vertielen. Später kriegt man dann auch mal den Schieber ...
Muss dazu sagen das wir im Betrieb keine Fertiger haben, das lassen wir immer Subunternehmer machen.
Falls man also in nem Betrieb mit Fertiger ist, schauts wieder ganz anders aus ...
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