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Europas größte Straßenbaustelle: A1 Autostrada, Polen


Bauforum24

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Straßen ? schon in der Antike und im Mittelalter waren sie die Hauptschlagadern des internationalen Handels. Eine der wichtigsten Straßen war die Seidenstraße, die von der Türkei bis nach Ostasien reichte. Ihr europäisches Pendant, die Bernsteinstraße, führte vom Baltikum entlang der Ostseeküste durch das heutige Slowenien bis nach Venedig. Polen war und ist ein wichtiges Transitland von Nord- nach Südeuropa und von West- nach Osteuropa. Der Bau einer neuen Autobahn eröffnet sowohl Polen als auch Europa viele Vorteile für Handel und Wirtschaft.

Funktionierende Verkehrsverbindungen sind ein wesentlicher Bestandteil einer florierenden Wirtschaft. Die künftige A1 gehört zu den 10 wichtigsten Verkehrsachsen, die Europa vom Atlantik bis zur Wolga bzw. von Skandinavien bis zum Mittelmeer durchqueren. Sie soll im voll ausgebauten Stadium den Ostseehafen Danzig über das tschechische Brünn und die slowakische Hauptstadt Bratislava mit Wien und Südeuropa verbinden.

582 km dieser Strecke werden auf polnischem Boden verlaufen. Ende 2005 begannen die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt. Er verläuft von Rusocin, unweit der Hafenstadt Danzig, 90 km ins Landesinnere bis nach Nowe Marzy.

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Mehrere Tandemwalzen der HD-Serie mit unterschiedlichen Gewichten und eine DV-Walze
verdichten die Binderschicht im Bereich einer der Mautstellen entlang der Autobahn.


Über 3000 Menschen und rund 600 Baumaschinen waren im Sommer 2007 auf der größten europäischen Straßenbaustelle im Norden Polens Tag für Tag im Einsatz ? darunter auch knapp 80 Walzen von Hamm. Sie arbeiten alle mit am Bau der A1, einer 4-spurigen Autobahn. Voll ausgebaut wird sie über 582 km auf polnischem Boden verlaufen und den Ostseehafen Danzig mit Wien und Südeuropa verbinden. Ende 2008 werden die ersten Teile der Autobahn an den Verkehr übergeben werden ? bis dahin laufen die Arbeiten noch auf Hochtouren.

Die Planung und der Bau der ersten 90 km liegt in der Hand des schwedisch-polnischen Joint Ventures Skanska-NDI. Sie arbeiten auf dieser Großbaustelle ausschließlich mit Maschinen und Verfahren, die langfristig die hohe Qualität der Fahrbahn sicherstellen und eine termingerechte Fertigstellung ermöglichen. Das Joint-Venture legt zudem großen Wert auf Umweltschutz und lässt nur kraftstoffsparende Geräte mit minimalen Lärm- und Abgasemissionen zu. Aufgrund dieser Anforderungen entschieden sich die Verantwortlichen für Verdichtungstechnik von Hamm. Bei der Verdichtung des Bodens und der Asphaltdecken sind die 80 Walzenzüge, Tandemwalzen und Gummiradwalzen des bayerischen Herstellers überall entlang der Neubaustrecke im Einsatz, denn sämtliche Baureihen erfüllen die hohen Anforderungen an die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Verdichtung und die Maschinen sind höchst umweltfreundlich.

Die Walzenzüge der Serie 3000 und die Tandemwalzen der DV-Serie können in Punkto Umweltfreundlichkeit mit einem besonderen Pluspunkt aufwarten ? der Hammtronic. Dieses mikroprozessorgesteuerte Bedienungssystem automatisiert unter anderem den Fahrantrieb und die Motorsteuerung und übernimmt das komplette Motormanagement der Walze. Dadurch soll der Motor immer im optimalen Drehzahlbereich arbeiten, bis zu 30% weniger Kraftstoff verbrauchten und der Geräuschpegel deutlich reduziert werden. Ein angenehmer Nebeneffekt ist der reduzierte Verschleiß des Motors und seiner peripheren Komponenten.

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Erhebliche wirtschaftliche und technische Vorteile ergaben sich auch durch den Einsatz der Oszillationswalzen. Die Oszillation ist eine Form der dynamischen Verdichtung, bei der nur 15 % der Schwingungen im Vergleich zur Vibration entstehen. Gleichzeitig steigt der Verdichtungsgrad äußerst schnell an, ohne dass eine Überverdichtung droht. Der Grund dafür: In der Oszillationsbandage wird ein Moment um die Bandagenachse erzeugt. Es ändert im Laufe einer Umdrehung seine Wirkrichtung, so dass die Bandage eine oszillierende Bewegung ausführt. Dabei hat sie stets Bodenkontakt und leitet Schubkräfte in den Untergrund ein. Wegen des ständigen Kontakts zum Untergrund verdichtet die Oszillation nicht nur dynamisch, sondern beaufschlagt den Asphalt konstant auch mit 100 % ihrer statischen Linienlast.

Oszillationswalzen können also selbst auf schwingungsempfindlichen Bauwerken dynamisch und damit höchst effektiv verdichten. Die Bauleitung entschied sich deshalb für eine Verdichtung der Asphaltdecke auf den Brücken mit Oszillation. Skanska-NDI erkannte bald, dass diese Technologie von Hamm auch im Erdbau und beim ?normalen" Asphalteinbau für erheblichen Mehrwert sorgt. Mariusz Gielniewski ist verantwortlich für den Einsatz der über 600 Baumaschinen auf dieser Großbaustelle und weiß, ?dass wir mit Oszillation die Tragfähigkeit bzw. den Verdichtungsgrad schneller und dadurch mit weniger Übergängen erreichen. Das reduziert die Betriebsstunden signifikant und trägt zur Reduzierung von Kosten bei. Hier schlägt vor allem der geringere Kraftstoffverbrauch zu Buche."

Mit der Oszillation erreicht man nicht nur die geforderten Verdichtungsgrade, sondern kann weitere Vorteile ausnutzen. So ist das Temperaturfenster für die Verdichtung deutlich größer als bei der Vibration, eine Kornzertrümmerung wird durch die tangential wirkenden Schubkräfte vermieden und beim Verdichten der Deckschicht ergibt sich eine hervorragende Anfangsgriffigkeit.

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Oszillierende Bandagen arbeiten im Vergleich zu Vibrations-Bandagen mit höheren Amplituden. Die Frequenz wählt man abhängig vom zu verdichtenden Material. Die Amplitude wird jedoch nicht über eine träge Verstellmechanik, sondern über das zu verdichtende Material selbst geregelt. Deshalb ist die Walze im Oszillationsmodus äußerst einfach zu bedienen.

Hamm-Walzen waren und sind bei der Verdichtung aller Schichten des Fahrbahnaufbaus beteiligt. Im Erdbau verdichteten Walzenzüge 3412 HT VIO mit Glattmantelbandage mehrere Lagen des stabilisierten Bodens ? selbstverständlich mit Oszillation. Dort, wo der Wassergehalt noch zu hoch war, kamen die Walzenzüge 3412 P mit Stampffußbandage zum Einsatz. Für den optimalen Abschluss der Oberflächen wurden Gummiradwalzen GRW 15 verwendet.

Die Frostschutzschichten aus Basalt und Granit wurden ebenfalls durch ein Team von drei Hamm-Walzen verdichtet: Die HD 120 arbeitete mit Vibration, eine HD O 90 V verdichtete mit Oszillation und eine GRW 10 brachte ihr Einsatzgewicht bei hoher statischer Linienlast ein.

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Wirtgen-Stabilisierer mischen Bindemittel homogen in den Boden ein. Entlang der gesamten
Strecke sorgen zusammen rund 24 Hamm-Walzenzüge 3412 mit VIO-Bandage für die
Verdichtung der Böden und verleihen ihnen die gewünschte Tragfähigkeit.

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Im Asphalteinbau gab es die meiste Arbeit für die Walzen von Hamm, denn die Fahrbahn besteht aus vier Asphaltschichten: 2 Lagen Tragschicht à 7,5 cm, eine 8 cm dicke Binderschicht und eine 3,5 cm-Schicht aus Splittmastixasphalt. Die Walzen wurden in Gruppen mit sauber abgestimmten Dienstgewichten eingesetzt. Eine 12 t schwere Tandemwalze HD 120 arbeitete immer gemeinsam mit 2 ? 4 Walzen vom Typ HD O 90 V bzw. HD O 75 V.

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Die Frostschutzschicht wurde in zwei 25 cm dicken Lagen eingebaut und jeweils von
Hamm-Tandemwalzen HD 120 und HD 90 verdichtet. Durch das abschließende Glattbügeln
der Schicht mit Gummiradwalzen vom Typ GRW 10 bzw. GRW 15 entstand eine saubere,
geschlossene Oberfläche.


Dort, wo besonders viele Kanten zu bearbeiten und Nähte zu verdichten waren, nutzte Skanska-NDI die Vorteile der allradgelenkten Tandemwalzen DV 70 VO. Sie zeichnen sich aus durch Wendigkeit und gute Sicht auf die Fahrbahn sowie auf die Bandagenkante. Die Bauleiter entlang der A1 setzen auf diese Walzen, wenn feinfühliges Lenken und Rangieren gefragt sind. Mariusz Gielniewski erklärt, warum: ?Das sind die raffiniertesten und technisch ausgeklügelsten Walzen, die ich bisher erlebt habe. Die verwenden wir immer, wenn's knifflig wird."

Insgesamt schöpfte Skanska-NDI die Potenziale der Hamm-Walzen auf dieser Baustelle optimal aus. Jetzt, gut 2 Jahre nach dem Startschuss, ist das Projekt immer noch im Zeitplan.
(Fotos: Hamm)
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