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12. Fachtagung "Abbruch" im Rückblick


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12. Fachtagung ?Abbruch" 2006

Mit 350 Anmeldungen und 40 fachbezogenen Ausstellern wurden wieder alle Erwartungen für die am 3./4. März 2006 im Clarion Hotel Berlin durchgeführte Veranstaltung übertroffen. Die große Resonanz kam auch durch die Beteiligung ausländischer Experten aus mehreren Staaten und erstmalig auch aus England zum Ausdruck. Wesentlich für den Erfolg waren 18 Vortragsthemen sowie die Unterstützung des Deutschen Abbruchverbandes, des Abbruchverbandes Nord, des Verbandes für Abbruch und umweltgerechte Entsorgung in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Berufsgenossenschaften.

Bei aller Vielfalt der Themen behandelte diese Veranstaltung zwei Schwerpunkte:
  • Verbesserung des Arbeits- und Umweltschutzes
  • Technische und wirtschaftliche Weiterentwicklungen für den Abbruch
Bereits im Eröffnungsreferat gab Herr Dr. D. Korth, Berlin, einige notwendige Hinweise hinsichtlich des zu beachtenden Gefahrbereiches und des Einsatzes von Abbruch-Anbaugeräten. Diese sind generell nicht als Lastaufnahmemittel konzipiert. Aus dem Vortrag von H. Roller, Wuppertal, war nicht nur eine erfreuliche Mitgliederentwicklung im Deutschen Abbruchverband, sondern auch eine Vielzahl guter Ergebnisse zu erkennen. Hiervon seien besonders genannt: die Arbeit zur ATV-Abbrucharbeiten, die Entwicklung des Gütesiegels Abbrucharbeiten sowie des Arbeitskreises der Fördermitglieder von Wissenschaft und Ingenieurbüros. Von diesen wurde eine Zusammenstellung ?Fachberater Abbruch" erarbeitet und vom Abbruchverband maßgeblichen Auftraggebern und Dienststellen zugeleitet. Außerdem ist eine Checkliste zur Arbeitssicherheits- Vorbereitung beachtenswert.

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Über das Gütezeichen Abbrucharbeiten RAL-GZ 509 berichtete F. Sauermilch, Hermsdorf. Mit dem Erwerb dieses Gütezeichens dürfte eine wesentliche Grundlage für den Qualitätsnachweis eines Fachbetriebes gegeben werden. Zur Überprüfung der Voraussetzungen wurden unabhängige Ingenieurbüros beauftragt, die eine intensive Analyse des Betriebsgeschehens vornahmen. Wesentliche Aspekte des Arbeits- und Sicherheitsplans nach BGR 128 behandelte A. Feige-Munzig, München. Hierbei wurde nochmals auf die Verantwortung des Auftraggebers bei der Gefährdungsbeurteilung hingewiesen. Ausführliche Hinweise ergaben sich bei den Inhalten zum Arbeits- und Sicherheitsplan sowie dem Aufzeigen von Mängeln, die auf verschiedenen Gebieten festgestellt wurden. Eine wesentliche Hilfe bietet hierbei die CD-ROM Arbeitsschutzkompendium.

Frau A. Blaschey, Potsdam, gab einen Überblick über die Entsorgung von besonders überwachungsbedürftigen Bauabfällen, wobei auch die Einstufung und Entsorgungswege für Abfälle sowie die Nachweis- und Andienungspflichten behandelt wurden.Hinsichtlich der Entsorgungskosten für Bauabfälle in Berlin/Brandenburg wäre eine Ergänzung der Kostenentwicklung in mehreren Bundesländern Deutschlands dem Vortrag dienlich gewesen.

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Helmut Roller, Vorsitzernder des Deutschen Abbruchverbandes

Nicht fachspezifische Betrachtungen von Dr. M. Degener, Stahnsdorf, behandelten Situationen beim Auftreten von Stress, wobei zwischen den äußeren Bedingungen, den Reaktionen des Organismus und den individuellen Einstellungen und Bewertungen unterschieden wurde. In einer Tabelle des Tagungsmaterials waren die Maßnahmen zur Verhältnisprävention unter Berücksichtigung von Gestaltungsziel, Stressursachen und Maßnahmen ausführlich dargelegt. Mit großem Interesse wurde das Referat von A. Steinhäuser, Zeuthen, über die Besonderheiten beim Abbruch des Palastes der Republik verfolgt.

Die ausführliche Darlegung der Konstruktion und der zu beachtenden Rahmenbedingungen für das Rückbaukonzept wurden ergänzt durch vorgegebene Zielstellungen. Hieraus resultierte ein umfangreiches, stufenweises Rückbau und Logistikkonzept. Den Abschluss des Vortrages bildeten die voraussichtlichen Kosten für die gesamte Abbruchmaßnahme.

Über die Auswirkungen der neuen EGRichtlinien für Lärm und Vibrationen berichtete W. Kummer, Berlin. Leider ist die nationale Umsetzung der EG-Richtlinie über Vibrationen noch nicht erfolgt. Hinsichtlich des Lärmschutzes wurde das Pegelniveau um 5 dB (A) gesenkt. Somit sind schon ab einem Beurteilungspegel von 80 dB (A) die Arbeitnehmer zu unterrichten sowie geeignete Gehörschutzmittel bereitzustellen. Hinsichtlich des Vibrationsschutzes ergeben sich besondere Anforderungen an die Fahrzeug- und Maschinenhersteller. Über Absturzsicherungen für Abbrucharbeiten gab H. Holtz, Rostock, zahlreiche Hinweise sowohl über die Grundlagen als auch über Beispiele für Absturzsicherungen und Absperrungen. Besonders berücksichtigt wurden die Voraussetzungen für den Einsatz von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz.

G. Eisenbrandt, Weimar, schilderte einige Unfälle und Gefahrenmomente bei Abbrucharbeiten in eindrucksvoller Weise. Hierbei waren als Ursache oftmals ein leichtfertiges Verhalten von Beschäftigten und ungenügende Fachkenntnisse festzustellen. Die statischen Aspekte bei Abbrucharbeiten im Altkraftwerk Lippendorf behandelte Dr. R. Melzer, Dresden. Die geschilderten Abbruchobjekte betrafen einen 300 m hohen Stahlbeton-Schornstein, einen 113 m hohen Kühlturm und die Stahlkonstruktion des Kesselhauses. Bei allen Objekten mussten die Umgebungsbedingungen besonders hinsichtlich der Schwingungen und des Splitterfluges berücksichtigt werden. So erwies es sich für den Schornstein als notwendig, eine 3-teilige Sprengfaltung durchzuführen.

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Blick in einen Teil des Ausstellungsbereiches

Eine neue Sprengmethode für Plattenbauten stellte Martin Hopfe (Thüringer Sprenggesellschaft) vor. Mit angelegten Ladungen können die dünnwandigen Bauten sicher zum Einsturz gebracht werden. Anhand zahlreicher Bilder schilderte J.Seuß, Mannheim, die Probleme des sicheren Personentransports beim Abbruch von turmartigen Gebäuden. Hierbei wurden Bauaufzüge, mastgeführte Kletterbühnen, Transportbühnen und hochziehbare Personenaufnahmemittel berücksichtigt. Auf die Wichtigkeit für geeignete Notfall-Maßnahmen sowie eines Rettungskonzepts wurde gesondert hingewiesen.

Die komplizierten Bedingungen beim Rückbau eines 122 m hohen Stahlbeton-Schornsteines im Zentrum der Stadt Basel behandelte M. Barnsteiner, Memmingerberg. Auf der Grundlage umfangreicher Erfahrungen wurde eine neue Arbeitsmaschine entwickelt, die sowohl die erforderlichen Sägearbeiten als auch das Sichern der abgetrennten Wandelemente ermöglichte.

Aus dem Vortrag von J. Marder, Münster, waren die Leistungen des Fachverbandes Betonbohren und -sägen ersichtlich, wobei auch die internationale Zusammenarbeit hinsichtlich der Festlegung zulässiger Toleranzen dargestellt wurde. Auch auf diesem Spezialgebiet ergibt sich immer wieder die Problematik hinsichtlich der Auftragserteilung: Qualität oder Billigangebot.
Die Versicherungsrahmenverträge des Deutschen Abbruchverbandes behandelte M. Smolnik, Bielefeld, leider nur durch Schilderung betriebsspezifischer Strukturen. So waren die eigentlichen Vorteile und Besonderheiten dieser Verträge nur aus der Tagungsschrift erkennbar.

Den Rückbau eines teilweise eingestürzten Mehrfamilienhauses behandelte G. Schmidt, Gröbenzell, anhand sehr instruktiver Fotos. Die Besonderheit einer derartigen Thematik über unbeabsichtigt eingestürzte Gebäude ist gegenwärtig leider sehr aktuell. Auf keinen Fall dürfen die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen und die detaillierte Festlegung der Arbeitsabläufe auch bei derartigen Ausnahmesituationen vernachlässigt werden.

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Einen interessanten Einblick über die Kosten beim Abbruch von Plattenbauten und bei der Verwertung des Abbruchmaterials gab Frau B. Rebel, Weimar, anhand mehrerer 5- bis 11-geschossiger Wohngebäude vorrangig aus Thüringen und Sachsen. Hierbei war zu erkennen, dass ein Abbruch ohne vorheriges Trennen der verschiedenen Materialien einen sehr hohen, die reinen Abbruchkosten um das Mehrfache überschreitenden Entsorgungsaufwand erfordert. Die Zahlenbeispiele ergaben große Unterschiede für die betrachteten Objekte, die jedoch die Ableitung von Mittelwerten gestatteten.

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete das Referat von Rechtsanwalt Andreas Pocha, Düsseldorf, über für Abbruchunternehmen interessante Rechtssprechungen. Die in der Tagungsschrift enthaltenen interessanten Beispiele, wie Strafbarkeit bei unzulässiger Verwendung von ungeeignetem Bodenmaterial, überraschendes Auftreten von Schadstoffen, Abbruch aus Versehen und die Abgrenzung zwischen Zahlungsstockung und Zahlungsunfähigkeit, wurden noch durch einige aktuelle Beispiele ergänzt.

Am zweiten Tagungstag ergab sich zeitlich parallel zu den Fachexkursionen eine rege Forumsdiskussion für ca. 50 Personen. Unter der Leitung von Andreas Fricke und Andreas Pocha entwickelte sich hier rasch ein angeregter Meinungsaustausch zwischen den Teilnehmern, überwiegend zu den Fachvorträgen des Vortags. So wurde zu Beginn nochmals sehr intensiv auf das neue Gütezeichen Abbruch eingegangen und zahlreiche Detailfragen hierzu erörtert, die naturgemäß in einem 15-minütigen Vortrag nicht erschöpfend behandelt werden konnten. Herr Sauermilch von der Gütegemeinschaft stand aber für alle Fragen und auch Anregungen Rede und Antwort.

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Frank Sauermilch von THK Hermsdorf,

Vorsitzende der Gütegemeinschaft Abbrucharbeiten


Trotz einer gewissen Skepsis bei einigen Teilnehmern über ein weiteres Zertifikat, waren sich alle Teilnehmer darin einig, dass alle Bemühungen um eine Durchsetzung von fachlich einwandfreier Arbeit und einem Zurückdrängen der Schwarzen Schafe der Branche zu unterstützen sind. Ein weiterer Schwerpunkt der Aussprache gemeinsam mit der anwesenden Rererentin Frau Rebel waren die Kosten und die Verwertung des Abbruchmaterials bei Plattenbauten. Hier wurde auch über die teilweise unterschiedlichen Erfahrungen in den einzelnen Bundesländern mit der Preisentwicklung für Baumischabfälle seit dem 1. Juli 2005 berichtet. Der neue Gefahrtarif der fusionierten BG Bau und die hierdurch hervorgerufenen Belastungen, gerade für die Abbruchunternehmer, wurden mit den anwesenden Vertretern der BG Bau ebenso erörtert, wie durch Herrn Pocha nochmals detaillierte Hintergrundinformationen zum aktuellen Stand des Verfahrens bei der Entwicklung der ATV Abbrucharbeiten gegeben. Nach gut 3 Stunden waren dann am Samstagmittag alle noch offen gebliebenen Fragen angesprochen und geklärt worden, so dass Herr Dr. Korth mit Dank an die Teilnehmer und Moderatoren für die engagierte Diskussion die Veranstaltung schloss.

Die Exkursionen zu mehreren Abbruchobjekten sowie zu ?Berliner Unterwelten" oder zum Reichstagsgebäude bildeten den Abschluss der erfolgreichen Tagung. Der gesamtdeutsche Charakter dieser Veranstaltung kam nicht nur durch die unterschiedliche territoriale Herkunft der Referenten (aus 16 verschiedenen Städten), sondern auch der Teilnehmer zum Ausdruck.


Der Termin für die Fachtagung ?Abbruch" im nächsten Jahr steht bereits fest. 16. / 17. März 2007. Eine Vorankündigung wird es zu entsprechendem Zeitpunkt wieder bei Bauforum24 geben.

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