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Hauptbahnhof Berlin 2002, Bau eines Fettabscheiders DN2500


Millimetermicha

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Hallo Leute vom Berliner Tiefbau und Interessierte,

Insider wissen es, seit April 2012 gibt es die Firma Gildemeister Tief-, Stahlbeton- und Rohrleitungsbau GmbH & Co.KG nicht mehr. Da man im Internet außer der immer noch aktiven Homepage www.gildemeister-tiefbau.de kaum etwas findet, soll ab und zu in diesem Forum an dieses traditionsreiche Berliner Unternehmen erinnert werden. Vielleicht stoßen ja ehemalige Mitarbeiter auf meine Beiträge und können sie ergänzen oder eigene schreiben, das wäre toll. Hier sind weitere Baustellenberichte: Bundesdruckerei 1993

Im Jahr 2002 hatte die Firma den Auftrag über die Errichtung umfangreicher Entwässerungsanlagen am entstehenden Hauptbahnhof in Berlin. Es wurden einige Haltungen mit Beton- und Steinzeugrohren (TKL 240) nebst den dazugehörigen Schächten neu errichtet. Ungewöhnlich war, daß hier teilweise Richtungs- und Dimensionsänderungen ohne Kontrollschächte vorgesehen waren, da hat wohl ein Hoch- oder Brückenbau-Ing. die Kanal-Planung gleich mitgemacht (oder Herr Gerkan :-D). Auch zwei größere Fettabscheider mußten installiert werden, dieser Beitrag handelt vom größeren der beiden.

Die Spundwanddielen durften wegen der Nähe zu den Brückenpfeilern nur erschütterungsfrei eingepreßt werden. Zu Beginn des Aushubs wurden kurze I-Träger angeschweißt und die Absturzsicherung mittels Bohlenverschlüssen, sogenannten ?Schippli-Eisen?, vorgeklammert. Eigentlich sollte es eine ?Vollverkleidung? werden, es waren aber nicht genügend Bohlen da. Dafür wurde aber darauf geachtet, daß der Verbau das Gelände um 5cm überragt. Die Grube war etwa 3,5 m tief und erhielt ein Betonfundament statt einer unteren Bettungsschicht, Grundwasser war nicht vorhanden.


D_0202_14kopie.jpg


Bild 1: Blick auf die Baustelle, links ein neuer Pfeiler der Stadtbahn, in der Mitte der 912er Liebherr, rechts die Baugrube für den Abscheider und im Hintergrund wird gerade ein kollabierter 500t-Autokran geborgen (Zeitungsartikel: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/bauk...0,10003270.html , Bildbericht: -demnächst-). Der auf dem Bild überall zu sehende helle Sand entsprach der vom Auftraggeber geforderten Schadstoff-Belastungsklasse Z0, frisch aus der Kiesgrube und 2 Klassen besser, als für Kinderspielplätze erforderlich wäre! Auch zu sehen ist der MB 508D Kastenwagen Bj.1991 der Gildemeister Horizontalbohrtechnik, der noch bis zur Insolvenz 2012 lief.


D_0202_11kopie.jpg


Bild 2: Wunderschönes Wetter herrschte an diesem Junitag. Die Bauteile wurden in die Baugrube abgelassen, wie Rohre zusammengezogen und gegen Verrollen gesichert. Monteure der Herstellerfirma waren während der gesamten Montage dabei und komplettierten das Innenleben. Im Vordergrund ist eine Schachtbaugrube mit Krings-Verbau, nicht ganz o.k., da nur 1 Verlängerungsstück zulässig ist. Wenn ich mich richtig erinnere, stammen die Verbauelemente aus der Insolvenzmasse der Otto Möller Tiefbau GmbH, einer Berliner Firma, die mit als erste das rauhe Wettbewerbsklima ab Mitte der 90er Jahre nicht verkraftete. Über diese Firma, die auch im Gleisbau tätig war, findet man auch so gut wie nichts mehr im Netz.


D_0202_12kopie.jpg


Bild 3:
Alles wurde ordentlich ausgerichtet. Der Abscheider wurde zwischen bereits vorhandene Kanäle eingefügt, weshalb bei der Betonsohle sehr genau gearbeitet werden mußte, damit Zu- und Ablauf höhenmäßig stimmen.


D_0202_13kopie.jpg


Bild 4: Die einzelnen Elemente wurden gegen Auseinandergleiten gesichert (verlascht).

Nach der Montage wurde die obere Bettungsschicht mit Ortbeton hergestellt und die Grube wieder verfüllt und ordentlich lagenweise verdichtet. Natürlich wurden zum Schluß auch die Spundwände wieder erschütterungsfrei gezogen und die Hohlräume verschlämmt.

Viele Grüße an alle Interessierten und ehemaligen Kollegen,
Euer Millimetermicha. bearbeitet von Millimetermicha
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Danke für die geile Berichterstattung ich persönlich kannte auch die Baustelle besonders euren Liebherr R 912 den ihr da auch hattet. Es ist schade das Gildemeister weg vom Fenster ist war eine Super Firma mit Top Maschinen.

Weiter so Micha top.gif
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1987 hatte Gildemeister eine interessante Arge hier in Lichterfelde vor meiner Haustür. Die bestand aus den Firmen Gildemeister/Mast Hermann Hein. Ach der Atlas 1704 mit Teleskopstiel war nagelneu. Ja Gildemeister war schon sehr interessant, schade um das Westberliner Traditionsunternehmen.
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(...) Es ist schade das Gildemeister weg vom Fenster ist war eine Super Firma (...)


Das finde ich auch, war fast 20 Jahre dabei. Gildemeister hat oft wagemutige Aufträge erfüllt, wo andere Firmen abgewunken haben oder daran gescheitert sind. Aber man merkte während der letzten Jahre, daß es abwärts geht.

Grüße, Micha
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1987 hatte Gildemeister eine interessante Arge hier in Lichterfelde vor meiner Haustür. Die bestand aus den Firmen Gildemeister/Mast Hermann Hein. Ach der Atlas 1704 mit Teleskopstiel war nagelneu. Ja Gildemeister war schon sehr interessant, schade um das Westberliner Traditionsunternehmen.


Zu der Zeit war ich noch auf der anderen Seite der Mauer aber ich glaube, die Alt-Kollegen erzählten mir von der Baustelle (Ostpreußendamm?). Auch Mast/Hein ist mir noch ein Begriff, es ist zum Heulen wie viele Berliner Firmen schon den Bach runtergegangen sind.

Der 1704 Tele lief noch bis zur Insolvenz, hier ist er 2008 im Einsatz, der große Telestiel passte leider nicht aufs Bild:

XLIVs_9kopie.JPG



1993 hatten wir übrigens eine kleinere Trinkwasser-Baustelle in der Wismarer Straße, bei der auch die Brückenleitung unter der Eugen-Kleine-Brücke repariert wurde.

Grüße, Micha.
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