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Bohrbericht: SIG Mounty 92 H & 90 H


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Bohrbericht: SIG Mounty 90 H & 92 H

Das umsetzen von Bohrloch zu Bohrloch, wickle ich in der Regel agressiv und schnell ab. Die Bohrungen selbst teufe ich prinzipiell relativ "weich" ab, d.h. ich überlasse nichts dem Zufall. Diese Bohrweise ist meines erachtens für Bohrgeräte "Leichter Bauweise" (in diesem Fall SIG Mounty der Firma Lumesa SA) zwingend erforderlich.Ein zu optimistisches abbohren kann einem schnell zum Verhängnis werden. Eintretende Erschwernisse können mit schweren Raupenbohrgeräten oft mit ein bis zwei Manöver abgebaut werden. Mit Leichtbau Geräten sind sie meistens nicht ohne weiteres zu korrigieren. Die "Reserven" (Drehmoment, Rückzugkraft, Nutzlänge, Aufbau und Fixierung der Bohrlafette e.c.t.) sind dann schon bald einmal ausgeschöpft.

Nun bin ich schon eine weile mit dem Lumesa Equipment im Einsatz. Im Zürcher Oberland konnte ich Erfolgreich mit dem Mitsubishi Super Maxbit (Imlochhammer mit Exzenter Bohrkrone) 4 Verrohrte Mikropfähle a 10m abgeben. Mit dem gleichen (sehr delikaten) Bohrsystem durfte ich im Thurgau 28 Mikropfähle von 6 bis 10m tiefe unter nicht ganz einfachen Bedingungen abliefern. Aktuell bin ich an der Zürcher Goldküste an einer Rückverankerten Spritzbetonwand an der 5ten Etappe dran (Imlochhammer konventionell). Bis dato wurden 2 Inklinometer a 21m, ca. 50 Nägel a 6m und ca. 35 Litzenanker a 21m gebohrt. Ich habe mit der 92 H Lafette ca. 260m und mit der 90 H Lafette ca. 1100m abgebohrt. Davon konnten in Molassefels ca 70% unverrohrt abgeteuft werden was in erster Linie positiv erscheint, der Bohrleistung dennoch alles abverlangte wegen extrem giftigen Klüften bis 20cm mächtig..., teils Hohl und zum grössten Teil verfüllt mit Fein- bis Grobkies; und jetzt kommts.., der Mechaniker musste "ein einziges mal" antreten. Ein gebrochenes Kettenglied der Vorschubkette galt es zu ersetzten. Also ein ganz normaler Schaden, da hier am Zürisee die Molasse ohnehin extrem abrasiv ist. "BRUTAL HOHE STANDZEITEN" zeichnet diese Gerätschaft aus und das ist genau das was ich brauche, denn meine Arbeitsweise ist nicht Tagesrekorde zu schlagen sondern "kontinuität". Hierbei gilt es zu beachten das 1300 Bohrmeter mit dieser Gerätschaft schätzungsweise equivalent 5 bis 6000 Bohrmeter mit einem schweren Raupenbohrgerät sind.

Widmen wir uns nun den Komponeneten zu. Meines wissens wurde die SIG Mounty Gamma vorwiegend für den Lawinenverbau und zu Hochalpinen Bergbohrtechnischen zwecken konzipiert. Da ich aus der Sicht eines typischen Ankerböhrelers urteile sollte hier Kritik an einzelnen Bauteilen nicht überbewertet werden.

Dieselaggregat: Das Power Pack ist einfach und Kompakt gebaut. Alle Bauteile sind gut zugänglich und
es ist Benutzerfreundlich. Weniger gut finde ich die Plastikabdeckungen (Schallisolierung)
mit den Plastikverschlüssen und den aufgeklebten Dichtungen die keine Jahreszeit
überleben. Für meinen Gusto dürfte das Aggregat "Robuster" eingepackt werden.
Für die Batterie würde ich eine "Abdeckung" begrüssen.

Steuerpult: Das erste was mir ins Auge geschossen ist war der Linienoeler der seitlich passgenau
am Pult befestigt ist. "Typisch Bergbohrerei" dachte ich zu diesem Zeitpunkt und
demontierte ihn kurzerhand. Linienoeler sind meiner Meinung nach total überbewertet!
Ein Imlochhammer braucht "zum Arbeiten" LUFT und nicht OEL (Was nicht heissen soll
das ich keins beigebe)!
Das Steuerpult ist sehr Robust gebaut und Benutzerfreundlich.
Der Umstellhebel (Langsam-/Schnellvorschub) ist eine Story für sich. Der Hebel darf
nie in der Mittelstellung belassen werden da dies unweigerlich zu Schäden am Aggregat
führen wird. Es ist Notwendig jeden der das Gerät einmal bedient mit dieser Problematik
vertraut zu machen. Ich wünschte mir es gäbe technisch eine bessere und sicherere
Bauart! Am schlimmsten finde ich das kreischende, anhaltende Summen das der
Hydraulikblock (Anspeisung) permanent von sich gibt!

Lafetten: Auch hier finden sich ein paar "zu filigran" gestaltete Teile, vor allem an den
Befestigungselementen. Ansonsten fällt mir nur "Aluminium vom Feinsten" dazu ein.

Kraftdrehköpfe: Qualität pur!

Generell: Aggregate und Steuerpulte kann irgendwie jeder Bauen. Ich glaube das die Lafetten und
die Kraftdrehköpfe die herausragendsten Bauteile der Firma Lumesa sind.

Ich habe bereits in vergangenen Jahren die eine oder andere Bohrung mit Lumesa Bohrgeräten machen können und heute fehlt mir leider der Vergleich zu anderen Herstellern (z.Bsp. Ripamonti) die ähnliche Geräte produzieren, trotzdem wage ich zu behaupten dass Lumesa in diesem Sektor mit sicherheit schwer zu schlagen ist.
Diese Bohrgeräte in Leichtbauweise die man von Manneskraft umsetzt haben übrigens auch gegenüber Raupenbohrgeräten viele Vorteile wie zum Beispiel in der Kinematik. Da die Lafette von Hand eingerichtet wird, kann ich ohne Ausnahme jeden Ansatzpunkt erreichen, ob fallend oder steigend, ob im freien oder in einem Graben oder vor der Wand. Grosse Tagesleistungen sind möglich und das bei geringen Kosten und reduziertem Personalaufwand.

Also auf alle Fälle hat sich auf den letzten drei Baustellen die SIG Mounty als vollwertiger Mitarbeiter behauptet. Ich brauche sehr starkes Vertrauen in sämtliche Gerätschaften wie selbstverständlich auch in die Belegschaft sonst wird für mich der Arbeitsalltag extrem ermüdend. Der Spassfaktor pendelt zur Zeit eine solide 9 aber so toll alles hier klingen mag sehe ich Bohrgeräte in Leichtbauweise eben für ganz spezielle Bohrarbeiten und das erledigen dieser Aufträge gehört in meinen Augen zwingend in das Portfolio eines jeden Grundbauers und Bohrmeisters sowieso. Oft schweife ich gedanklich in vergangenen Zeiten wo ich Hard Core Ankerbohr Action mit einer KR 806-3D neuster Baureihe an meiner Seite "lebte" und dann denke ich gerade an mein erstes 35m tiefe voll verrohrte Bohrloch, d 133 das ich hoffentlich schon bald einmal mit der 92 H von Lumesa machen darf und das mich aufs äusserste prüfen wird!

Zum Abschluss erlaube ich mir noch eine kleine Anekdote. Du kannst das neueste und geilste Bohrgerät haben das der Markt gerade hergibt, dazu den unermüdlichsten Kompressor..., die perfekte Injektionsanlage und überhaupt ein Equipment wovon andere nur Träumen....; dennoch wirst du "GAR NICHTS" tun..., GAR NICHTS wirst du tun ohne einen "GESUNDEN TEAMGEIST"!

August 2011 Cavatorta Romano
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