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Weserhütte HW 70


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Oma Baujahr 1970 wurde reaktiviert und ist 2006 wieder im Einsatz.
Im vergangenen Sommer wurde ich von der Geschäftsleitung darüber informiert das wir den Auftrag erhalten würden eine stillgelegte Abraumhalde zu rekultivieren. Da ich mit den örtlichen Gegebenheiten seit über 20 Jahren vertraut bin, lag es nahe das ich diesen Auftrag übernehmen sollte.


Aufgabenstellung :
Die Halde steht noch unter Aufsicht des Bergamtes. Ziel ist es die Halde aus der Bergaufsicht zu entlassen und der Naherholung zuzuführen.
Rings um den Haldenkörper muss auf +300 nn in die bestehende Böschung eine 10 Meter breite Berme mit anschließender Böschung angelegt werden. Das anfallende Material wird zu einer Aussichtsplattform auf +315 nn aufgebaut.
Die Halde besteht ausschließlich aus Kessel- und Flugasche die bei der Verbrennung von Steinkohle in den Kraftwerken anfällt.

Ich schlug vor auf den Einsatz einer Planier- oder Laderaupe, wegen des zu erwartenden extrem hohen Fahrwerkverschleiß, zu verzichten. Sondern mit einem Bagger in 3 Etagen bis auf +300 nn abzubauen um anschließend im Rückbau von der zweiten Etage aus die Böschung herzustellen. Die anfallenden Massen könnten von einem als Reserve vorgehaltenen Radlader Hanomag 66-C bewältigt werden.
Flugasche hat eine Konsistenz wie Puderzucker entwickelt aber in Verbindung mit Feuchtigkeit z.B. Regen Eigenschaften wie Zement, so das man ständig wechselnde Bodenverhältnisse vorfindet. So trifft man z.B. auf Bodenklasse 2.28 und ein paar Meter weiter versinkt man im Puderzucker.
Daher bestand ich auf dem Einsatz eines Kettenbagger mit entsprechender Reichweite. Ich schlug vor ein entsprechendes Gerät anzumieten womit ich mir prompt das Veto der Geschäftsleitung einhandelte, mit dem Hinweis das wir 2 Kettenbagger im Bestand haben .Ich wiedersprach mit dem Hinweis das unser sogenannter Hofhund ein LC 80 allein schon wegen seines kurzen Löffelstiel völlig ungeeignet ist und der HW 70 seit mehr als 20 Jahre defekt in der Ecke steht.
Um die Sache abzukürzen, ich erhielt den Auftrag eine Kostenaufstellung zur Wiederinbetriebnahme des HW 70 vorzulegen.
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Vorab einige Daten zu dem Bagger:

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Laut Maschinenakte wurde der Bagger 1977 mit 3190 Betriebsstunden für 10 000 DM gebraucht gekauft.
Einem Eintrag in der Maschinenpflegekarte zu folge kam es im Sept. 1982 bei 3860 Betr. Stunden zu einem größeren Schaden. An einem der Stielzylinder löste sich vermutlich die Schraube an der Kolbenstange so das sich Kolben und Schraube unkontrolliert im Zylinder bewegen konnten. Bemerkt wurde dies als der zweite Zylinder wahrscheinlich wegen Überlastung Schaden nahm. Die Reparatur musste in unwegsamen Gelände von Hand zu Fuß durchgeführt werden.
Es wurden neue Packungen eingebaut und die Hydraulikanlage vom Abrieb gereinigt aber die Zylinderrohre wurden, warum auch immer, nur prov. mit Schmirgelleinen ausgeschliffen. Der Reparatur war kein allzu langer Erfolg beschieden, spätestens als sich die neuen Packungen an den rauen Zylinderrohren aufgerieben hatten war es mit der Leistung der Stielzylinder vorbei. Zum Schluss war es soweit das wenn man den Stiel ausgefahren hatte er sich innerhalb von 6-7 Sekunden von selbst wieder auf den Boden abgesenkt hatte. In diesem Zustand konnte man mit dem Bagger nichts mehr anfangen. Daher wurde der
Bagger in die Ecke gestellt und hin und wieder bewegt wenn er hinderlich war. Verschrotten kam nicht in Frage da Schrotthändler auf unseren früheren Seniorchef wie ein rotes Tuch wirkten.
Vor der jetzigen Reparatur hatte der Bagger 4081 Betr. Stunden.


Aufarbeitung :
Als IGHB Mitglied kennt verschiedene Leute die wiederum andere kennen usw. Auf diesem Wege erhielt ich die Adresse und Telef. Nr. eines früheren Weserhütte Kundendienstmonteur. Dieser Kontakt erwies sich als wahrer Glücksfall. Ich traf auf einen Spezialisten alter Schule der Weserhütte Geräte bis zur letzten Schraube in und auswendig kennt. Da ich kurz zuvor Unterlagen über den HW 70 erhalten hatte, Bedienungsanl.,Ersatzteilliste, türmten sich Fragen über Fragen auf. Die er mir bereitwillig und umfassend beantwortete und mit hilfreichen Tipps nicht sparte. Von da ab war der HW 70 kein Geheimnis mehr, somit konnte ich auch Veränderungen die in Unkenntnis vorgenommen wurden wieder rückgängig machen.
Auch die Ersatzteilfrage konnte von Ihm perfekt gelöst werden. So erhielten wir 2 Hydr. Zylinder der eine sehr gut erhalten der zweite ungebraucht, der Begriff Fabrikneu ist nach so langer Zeit nicht so zutreffend. Als Zugabe erhielten noch eine Ventilleiste, Hochdruckfilter, 2 Handgeber mit integrierten Taster, da Fahr- und Schwenkmotor gleich sind nahm ich noch einen generalüberholten Fahrmotor mit. Übrigens zu einem Preis den man mit mehr als günstig bezeichnen kann.
Zuerst wurde die Motorabdeckung komplett abgehoben, anschließend der Bagger gründlich gereinigt und in die Halle gefahren. bearbeitet von Baggerferd
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