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Sanierung des Tagebaus Ronneburg durch Wismut GmbH


Bauforum24

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Ronneburg, (AB)

Tausende Tonnen Uran wurden von 1946 bis 1990 von der SDAG Wismut abgebaut. Mit der Wende kam 1990 das Aus. Seit 1991 ist die Sanierung und Rekultivierung zum international beachteten Grossprojekt avanciert.

Ronneburg und der Uranbergbau

Kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges, dachte noch niemand an Bergbau, wenn er den Namen Wismut hörte. Das Fehlen einer eigenen Rohstoffbasis für Uran zur Produktion von Kernwaffen in der Sowjetunion führte allerdings schon 1945 zu Erkundungsarbeiten der sowjetisch staatlichen Aktiengesellschaft Wismut ( SAG Wismut ) im Osten Deutschlands. Die daraufhin stattfindenden Schürf- und Bohrarbeiten verliefen erfolgreich. Die bedeutsamsten Funde wurden in Ronneburg und Niederschlema-Alberoda gemacht , was nicht nur den Anfang der Bergbauepoche Ronneburgs begründete, sondern auch der Einstieg der DDR in die Uranproduktion. 1954 wurde die SAG Wismut zur SDAG (sowjetisch - deutsch staatliche Aktiengesellschaft) Wismut gegründet. Unter ihrer Leitung entstanden in den 50er Jahren die Bergwerke Schmirchau, Lichtenberg und Reust, im Jahre 1958 begann man schließlich mit den Aufschlussarbeiten des Tagebaus.

Schon Mitte der 60er Jahre war Ronneburg Zentrum des Uranerzbergbaus der SDAG Wismut und die DDR wurde zum 3. größten Uranerzproduzenten der Welt. Der neue Wirtschaftszweig brachte viele neue Möglichkeiten und Arbeitsplätze für die Menschen in der Region Ronneburg mit sich. So entstanden viele neue Schulen, Krankenhäuser und Straßen, sogar eine neue Bahnlinie zwischen Ronneburg und Seelingstädt wurde für den Transport des Erzes gebaut. Teilweise gab es Geschäfte die ausschließlich den Mitarbeitern der SDAG Wismut vorbehalten waren und in denen es Produkte gab, die ansonsten nur schwer oder gar nicht erhältlich waren.

Die harte Arbeit im Bergbau hatte jedoch auch ihre Schattenseiten. Die Arbeiter welche unmittelbar an der Pechblende (radioaktives Uranerz) arbeiteten waren permanenten Strahlenbelastungen ausgesetzt. Durch das ständige Einatmen des beim Abbau entstehenden Staubes, erkrankten viele Arbeitet an Silikose, der Staublunge. Erst ab 1970 wurde dieses Risiko durch Nassbohrungen zumindest etwas gesenkt. Allein bis 1990 starben jedoch knapp über 7000 Bergarbeiter an Lungenkrebs, von denen ca 5000 als Strahlenopfer anerkannt wurden. Hinzu kamen die, durch radioaktive Strahlung verursachten, Todesfälle der Menschen in der Region die nicht im Bergbau tätig waren.

In den 70er Jahren gingen die Uranvorräte langsam zur Neige, die Gewinnungsbedigungen erschwerten sich und so wurde der Tagebaubetrieb 1976 eingestellt. Trotz der politischen Entspannung und atomaren Abrüstung dehnte sich der Bergbau unter Tage bis Anfang der 80er Jahre mit den Werken Paitzdorf, Beerwalde und Drosen weiter in Richtung Norden aus.

Umstrukturierung nach der Wiedervereinigung

Der Mauerfall brachte 1990 schließlich die schlagartige Einstellung des Betriebes. Zehntausende von Menschen standen ohne Arbeit und Existenz da. Nach einer Vereinbarung zwischen BRD und UdSSR am 16. Mai 1991 wurde die Tätigkeit der SDAG Wismut auch offiziell eingestellt. Der sowjetische Anteil wurde an die BRD übergeben und die SDAG Wismut wurde in die bundeseigene Wismut GmbH umgewandelt. Von nun an hatte das Unternehmen die Aufgabe, die bis 1990 entstandenen Bergbauhinterlassenschaften des Uranerzbergbaus im Osten Deutschlands wieder nutzbar zu machen. Im Zuge des wohl größten nationalen Umweltprojekts ist nun die Aufgabe, in der ehemaligen Tagebauregion die Basis für eine regionale Weiterentwicklung und eine ökologisch stabile Lebensgrundlage zu schaffen. Neben einer großen Zahl von Arbeitskräften werden hierzu auch immense finanzielle Mittel benötigt. Für die Finanzierung der Sanierungsverpflichtung der bundeseigenen Wismut GmbH wurden 1991, nach heutiger Währung, insgesamt 6,2 Milliarden Euro aus Bundesmitteln eingeplant.

Tagebau_Lichtenberg1991.jpg


Der Tagebau Lichtenberg 1991 nach kompletter Einstellung des Betriebes. Das Tagebaurestloch
war zu diesem Zeitpunkt 160m tief, 900m breit und 1200m lang.
(Foto: Wismut GmbH)

Nach dem 1991 verabschiedeten, sogenannten Wismutgesetz werden für die vor 1963 nicht mehr genutzten Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus keine Bundesmittel eingesetzt. Ein Großteil der Altstandorte war somit von der, durch den Bund finanzierten, Sanierung ausgeschlossen. Da auch keine rechtliche Verpflichtung zur Sanierung bestand, war es nun Sache der lokalen Regierungen und Privatpersonen eine Sanierung in die Wege zu leiten. Nach 1992 wurden sämtliche Altstandorte im Rahmen des Altlastenkatasters durch das Bundesumweltministerium aus radiologischer Sicht erfasst.

2001 konnten dank einer Vereinbarung zwischen Bund und Freistaat Sachsen neue Projekte in Angriff genommen werden, so wurde auch in Johanngeorgenstadt (Erzgebirge) und Breitenbrunn (Seifenbachtal) mit Stilllegung und Sanierung begonnen. Mit dem im September 2003 geschlossenen Verwaltungsabkommen wurden weitere Mittel gestellt, die jährlich zur Verfügung stehenden Gelder festgelegt und ein Sanierungsbeirat gegründet, der das Projekt koordiniert und steuert.
Für die Finanzierung stehen bis 2012 weitere 78 Millionen Euro vom Bund zur Verfügung. Zur Förderung der regionalen Wirtschaft ist die Wismut GmbH dazu verpflichtet 50% der vom Bund gestellten Gelder, als öffentliche Aufträge an Fremdfirmen zu vergeben.

Sanierung mit klarer Zielsetzung

Als 1976 die Gewinnungsarbeiten des Tagebaus abgeschlossen wurden, blieb ein offenes Tagebauvolumen von 160 Mio. m³. Nachdem schon von 1977-1989 das Material aus den Schächten 367 und 368 des Bergbaubetriebes Schmirchau in den Tagebau verkippt wurde, blieb bei der Grundsteinlegung des Großprojektes im Jahr 1991 mit Gründung der Wismut GmbH, ein Tagesbaurestloch mit einem Volumen von 84 Mio. m³, hinzu kamen 40 Tagebauschächte, 1400 km offene Grubenbaue, 311 Mio. m³ Haldenmaterial und 160 Mio. m³ radioaktive Schlämme. Im Zuge der weiteren Sanierung war das Ziel die Verminderung der chemischen und radioaktiven Belastungen auf ein möglichst niedriges Niveau und nachhaltige Überwachen und Kontrolle. Außerdem die sichere Verwahrung des Tagebaus und der verbleibenden Halden mit anschließender Landschaftsgestaltung und Rekultivierung des ehemaligen Bergbaugebietes.

Die Verfüllung der umliegenden Halden in das Tagebaurestlochs geschieht in Schichten von 1,20 Meter. Die Rekultivierung des abschließenden Bodens geschieht wiederum im mehrschichtigen Aufbau. Einer, noch unterhalb des zukünftigen Grundwasserspiegels erstellten Dichtschicht, folgt eine Speicherschicht und obenauf eine Kulturbodenschicht. Zum Schutz der Oberflächenwasser muss eine Anlage zur Reinigung kontaminierter Grundwasser errichtet und ständig überwacht werden. Die radiologisch belasteten Gebäude und Anlagen werden abgerissen und deponiert, für die bergbaulich genutzten Betriebs-, Verkehrs- und Pachtflächen ist eine naturnahe Folgenutzung geplant. Von 1991 bis 2003 wurden bereits die Gessenhalde, die Absetzerhalde, die Nordhalde und die Halde 370 umgelagert, wobei insgesamt ca. 100 Mio. m³ in das Restloch verfüllt wurden. Bei der Umlagerung steht Europas grösste Flotte an Caterpillar Grossgeräten zur Verfügung.

wismut_dozer_009.jpg


Während im Hintergrund noch eine Spitzkegelhalde abgebaut wird, ist man hier schon mit Einbau
des Oberbodens beschäftigt.


Endspurt bis 2010

Seit 2004 hat die Wismut die Halden 377, 4 und den Schutzdamm in Ronneburg in Angriff genommen. Hier werden bis 2007 ca. 1,4 Mio. m³ Material umgelagert. Von Januar bis Dezember 2006 sollen dann auch die Wahrzeichen Ronneburgs, die Spitzkegelhalden Reust und Paitzdorf, mit 14,5 Mio. m³ Material in den Tagebau verschwinden.
Diese Umlagerung ist allerdings heftig umstritten, verliert die Stadt damit doch ihre, auch international bekannten, Wahrzeichen. Die Notwendigkeit der Sanierung ist allerdings notwendig und auch mit sentimentalen Argumenten nicht aus der Welt zu schaffen. Nach der Abdeckung des Tagebaus durch das Mehrschichtsystem, der Herstellung von Oberflächenwasserfassungssystemen, Hochwasserschutzeinrichtungen, 16.300 m Wege- und 19.900 m Wasserbau soll das Großprojekt schließlich im Jahr 2010 abgeschlossen sein. Mit Hilfe eines Netzwerks von Messstellen , die von den sanierten Altstandorten ausgehende Belastung auf Luft- und Wasserpfade messen und aus werten wird eine ständige Kontrolle des Gelingens und ökologischen Nutzen des Projektes garantiert.

TagebauLichtenberg2005.jpg


Tagebau Restloch im Jahr 2005

Ausrichtung für die Zukunft - Wismut setzt auf Know-how

Um auch nach Abschluss des Mammutprojektes das bei der Sanierung erlangte Know-how an anderer Stelle einsetzen und weitergeben zu können, wurde 2002 die Tochterfirma Wismut Umwelttechnik GmbH (WISUTEC) gegründet.
So wird wenigstens ein Teil der 2200 Arbeitsplätze erhalten werden können. Viele der Beschäftigten, insbesondere die in der Spezialmaschinenbrache tätigen, werden jedoch aufgrund der Alleinstellung des Projektes höchstwahrscheinlich keine Anschlussbeschäftigung finden. Die Region lässt allerdings auf gute Weiterentwicklung hoffen. Bisher wurden 400 neue Arbeitsplätze auf sanierter Fläche geschaffen.

Vom 27. April bis zum 14. Oktober 2007 wird sich die breite Öffentlichkeit von der erfolgreichen Sanierung überzeugen können. Dann nämlich findet auf dem einstigen Tagebaugelände die Bundesgartenschau statt. Die Stadt Ronneburg wird damit künftig zum Wahrzeichen für eine ökologisch sinnvolle Sanierung im Interesse der in der Region lebenden Menschen.

Sehenswert: 2 interaktive Panoramen als Quicktime VR Datei (Quicktime erforderlich).

Maschineneinsatz beim Haldenabbau:

wismut_panorama.mov



Forangeschrittene Rekultivierung:

wismut_panorama_2.mov

wismut_panorama.mov

wismut_panorama_2.mov

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Zur Zeit sind folgende Caterpillar Großgeräte für die Umlagerung der Halden Reust, Paitzdorf und der Absetzerhalde im Einsatz:

11 x Muldenkipper 785
10 x Muldenkipper 777
6 x Muldenkipper 775
5 x Muldenkipper 773
2 x Radlader 994
2 x Radlader 992
2 x Radlader 990
1 x Radlader 988
6 x Dozer D11
2 x Dozer D 9
2 x Dozer D 6
4 x Wasserwagen K1000/733
4 x Grader MG 24 H
2 x Grader MG 16


Die Flotte ist somit nach wie vor der grösste Einsatz an Caterpillar Großgeräten in Europa. Täglich werden während einer 16 Stunden Schicht 40.000 Liter Dieselkraftstoff verbraucht - pro Jahr 13 Mio. Liter. Seit Ende 2003 wird die Flotte komplett mit Biodiesel betrieben was jährlich etwa etwa 2 Mio. Euro einspart.

Für die Umlagerung der Paitzdorfer Halden in den Tagebau wurden bereits Anfang 2005 zusätzliche zehn Caterpillar "Triple Seven" Muldenkipper angeschafft mit jeweils 96 Tonnen Kapazität angemietet. Am 01.11. 2005 wurde schliesslich das letzte Grossgerät, ein Cat Radlader 992 Hi-Lift, von Zeppelin Geschäftsführer Ernst Susanek offiziell an die Wismut GmbH übergeben.

Neben den in diesem Beitrag veröffentlichten Fotos, gibt es auch zahlreiche Bilder einer Exkursion in diesem Artikel.
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