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CECE: Baumaschinenindustrie für Reduktion von CO2 und Stickoxiden


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November 2012 - Frankfurt. In den letzten zehn Jahren hat die europäische Baumaschinenindustrie die Effizienz ihrer Maschinen und Prozesse stetig verbessert und den Treibstoffverbrauch und die Emissionen der Maschinen konsequent gesenkt. ?Offenbar reicht das nicht aus, schenkt man den Lobbyisten in der EU und ihren Mitgliedsstaaten Glauben, erklärte Dr. Wolfgang Burget, Vorsitzender der ?High-Level Technical Policy Advisory Group" des europäischen Baumaschinen-verbandes CECE und Geschäftsführer der Lieberr EMtec GmbH, auf der Pressekonferenz des CECE Kongresses kürzlich in Berlin.

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Bauforum24: facebook Special zur bauma 2013


Die europäische Baumaschinenindustrie setzt sich dafür ein, dass der Ausstoß von CO2, Stickoxiden und Feinstaub weiterhin konsequent verringert wird, fordert aber eine branchenspezifische und realistische Vorgehensweise. ?Wir sehen nicht nur einer fünften Runde bei der Abgasgesetzgebung entgegen, sondern sind auch noch mit Initiativen von Großstädten wie Berlin oder Graz konfrontiert, die fordern, alle Baumaschinen im innerstädtischen Bereich mit Dieselpartikelfiltern auszurüsten, um so die von der EU festgelegten Ziele der Luftreinhaltung zu erreichen. ?Im Moment kämpfen wir im CECE gegen unrealistische Forderungen. Wir wollen die Entscheidungsträger in der EU und in den Städten davon überzeugen, bei ihrer Lagebeurteilung vier Aspekte nicht außer Acht zu lassen", erklärte Burget:

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1. Baumaschinen lassen sich nicht mit Autos vergleichen. Sie sind komplexer und verrichten höchst unterschiedliche Arbeiten innerhalb des Bauprozesses. Wegen der vielen Anwendungsmöglichkeiten kann man von einem eher fragmentierten Sektor sprechen mit Tausenden von Maschinentypen. Viele Maschinen werden auch in relativ kleinen Stückzahlen produziert, von manchen Modellen manchmal nur zehn Stück im Jahr gefertigt. Burget erklärte, es sei absolut notwendig, diese Situation bei der Einführung neuer Gesetze und Regulierungen zu berücksichtigen.

2. Strengere Grenzwerte für neue Maschinen wirken sich nur sehr geringfügig auf die Luftqualität aus, denn ihnen steht eine große Anzahl älterer Maschinen gegenüber, die weniger umweltfreundlich sind.

3. Alle Baumaschinen im Betrieb mit Dieselpartikelfiltern auszurüsten, ist nicht der Schlüssel zu reinerer Luft. Eine solche Vorgehensweise führt zu ganz anderen Herausforderungen.

4. Damit die europäische Baumaschinenindustrie wettbewerbsfähig bleibt, ist es höchst wichtig, dass die Einführung neuer Abgasstufen früher bekannt wird. Nur dann können sich die Hersteller technologisch darauf einstellen. Zwischen den einzelnen Abgasstufen müssen Zeiträume der Stabilität liegen, so dass die Hersteller auch Innovationen in anderen Bereichen realisieren und zur Marktreife bringen können.

Abgasgesetzgebung ist ein gewaltiger Kostenfaktor

Mobile Maschinen haben eine eigene Abgasgesetzgebung, mit der Emissionen stufenweise verringert werden, ähnlich wie in der Automobilindustrie. Allerdings bezieht sich die Abgasgesetzgebung ausschließlich auf die Verringerung von Stickoxiden und Feinstaub, aber nicht von CO2. Die zuletzt eingeführte Abgasstufe IIIB trat 2011 in Kraft. Um diese Abgasstufen zu erreichen, wurden bis zu 70 Prozent der verfügbaren Forschungs- und Entwicklungskapazitäten allein für die Neukonstruktion von Maschinen eingesetzt, ein immenser Kostenfaktor. Dieses Geld konnte nicht verwendet werden, um andere Kundenanforderungen oder neue Lösungen für die riesigen Märkte außerhalb der EU zu entwickeln. Die Abgasgesetzgebung ist bei weitem der größte Faktor, wenn es um die Kosten von neuen Maschinen geht. Darüber hinaus entstehen zwei Märkte, die EU und Nordamerika sowie die Wachstumsmärkte vor allem in Asien, in denen es eine solche Gesetzgebung nicht gibt und die auch nicht über den Treibstoff verfügen, um solche Maschinen zu betreiben.

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Dr. Wolfgang Burget, Vorsitzender der ?High-Level Technical Policy Advisory Group" des
europäischen Baumaschinen-verbandes CECE und Geschäftsführer der Lieberr EMtec GmbH.


Ab 2014 wird die Abgasstufe IV stufenweise eingeführt

Laut Burget hat es seine Branche riesige Anstrengungen gekostet, die Stufe IIIB umzusetzen. Die Bemühungen dauerten weiterhin an. In Abhängigkeit von der kurzfristigen Verfügbarkeit detaillierter technischer Angaben für die neuen Motoren und deren nutzungsgerechter Anpassung an die spezifischen Erfordernisse der Maschinen, gerieten einige, besonders kleinere Hersteller, auch unter einen enormen Zeitdruck. ?Und heute steht uns bereits ein neuer Schritt ins Haus: Stufe IV wird ab 2014 Schritt für Schritt eingeführt". Jedoch verlangen Mitgliedstaaten der EU immer noch strengere Regelungen. Die Abgasgesetzgebung befindet sich stets auf dem Prüfstand. ?Wir befürchten, dass wir 1:1 genauso behandelt werden wie die Automobilindustrie. Das wäre weder für unsere Branche noch unsere Maschinen der richtige Weg", fügte Burget hinzu.

Saubere Luft dank Dieselpartikelfilter - eine zu einfache Sicht auf die Dinge

Öffentliche Verwaltungen, wie Städte, Regionen, ja gar ganze Länder fordern die Ausrüstung bereits vorhandener Baumaschinen mit Dieselpartikelfiltern, vor allem der Maschinen, die Abgasstufe IIIA erfüllen und darunter. Aus einer solchen Nachrüstung ergeben sich nicht nur sicherheitstechnische Fragen, sie spiegelt auch eine recht einfache Sicht auf die Dinge wider. Maschinen einfach mit Partikelfiltern auszurüsten fördert weder den Absatz der Maschinen, noch ist es gut für Arbeitplätze und schon gar nicht hilft es bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Weil es für den Baumaschinenbetreiber teuer ist, alte Maschinen nachzurüsten, werden die Kunden versuchen, ihre alten, nicht so effizienten Maschinen länger zu nutzen. Auch damit ist der Umwelt nicht geholfen. Wer für diese Lösung eintritt, sollte bedenken, dass durch die Nachrüstung, Veränderungen am Motor nötig sind. Das wiederum kann dazu führen, dass die Maschine die CE-Kennzeichnung verliert. Da Partikelfiltersysteme ausreichend Platz benötigen, der bei der Konstruktion gemäß früherer Emissionsstufen nicht berücksichtigt wurde, müssen sie außerhalb des Motorenbereichs angebracht werden und gefährden so unter Umständen die Sicherheit des Bedieners. Möglich ist auch, dass die Maschine ihre Straßenverkehrszulassung verliert.

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Die Baumaschinenproduktion in Europa legt nach der Krise 2009 wieder zu.

EU-Regelung zum CO2-Ausstoss von Baumaschinen wahrscheinlich

Bisher unterliegt der Baumaschinensektor keiner gesetzlichen Regelung zum CO2-Ausstoß und ist auch nicht vom CO2 Emissionshandel betroffen. Mit ihrem ?Plan hin zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft bis 2050" will die Europäische Kommission Emissionen in Europa um 80 bis 95 Prozent senken. Das wurde von europäischen Staats- und Regierungschefs vereinbart. In dem Plan ist aufgezeigt, wie die für Emissionen in Europa verantwortlichen Sektoren, zum Beispiel die Energieerzeugung, die verarbeitende Industrie, das Verkehrswesen, die Bauwirtschaft sowie die Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten zu einer CO2?armen Wirtschaft übergehen können. Einer 2007 verabschiedeten Strategie der Europäischen Kommission zufolge, hat die Europäische Union einen umfassenden rechtlichen Rahmen für die Verringerung der CO2?Emissionen vorgelegt. Diese Gesetzgebung legt bindende Emissionsziele für neue PKW und kleinere LKW fest. Es besteht das große Risiko, dass sich die Baumaschinen-industrie unter den nächsten Kandidaten für eine entsprechende Gesetzgebung befindet.

Die Industrie favorisiert einen marktgetriebenen Ansatz

?Wir sind auf solche Initiativen vorbereitet", stellte Burget fest. Bereits heute arbeite seine Branche daran, wie sie ihren Beitrag zur Verringerung der CO2?Emissionen der Maschinen sicherstellen könne. ?Unsere Kernbotschaft an die europäischen Institutionen lautet: ?Keine Regulierungen da, wo der Markt uns schon in die richtige Richtung lenkt." Die Branche bezeichnet ihren Ansatz als ganzheitlich. ?Um CO2 effektiv zu verringern, müssen alle Elemente des Bauprozesses und der Maschine berücksichtigt werden. Neben der Maschine selbst, hat auch das Verfahren, der Arbeitsprozess, der Bediener und die genutzten Antriebe einen Einfluss auf die Gesamtleistung. Was wirklich zählt ist der Gesamtprozess, zum Beispiel wieviel CO2 konnte beim Bau einer Autobahn vermieden werden.

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Der derzeitige CECE Präsident Johann Sailer auf dem CECE Kongress in Berlin. Sein Verband
spricht sich für die Reduktion von CO2 und Stickoxiden in Abgasen aus.
(© Foto: Bauforum24)

Baumaschinen spielen dabei eine wichtige Rolle, aber auch deren Nutzung. ?Das ist etwas, was wir auch unseren Kunden besser vermitteln müssen. "Man kann nicht einfach den Motor einer Maschine auf den Prüfstand stellen und seinen Treibstoffverbrauch per Testlauf prüfen. Das ist nicht der richtige Ansatz, das geht klar an der Realität vorbei", so Burget. Die Branche favorisiert den sogenannten Markt getriebenen Ansatz. Das sei besser als ständig neue Regelungen zu erlassen, denn so entwickeln sich innovative Lösungen, die die Leistung im gesamten Prozess verbessern. Schon heute fordern die Kunden, den Treibstoffverbrauch von Maschinen zu senken, denn Treibstoff ist für sie ein riesiger Kostenfaktor. Neue Lösungen der Industrie konzentrieren sich zum Beispiel auf eine bessere Abstimmung von Prozessen, auf effizientere Hydrauliksysteme, das Reduzieren von Stillstandzeiten, auf neue Antriebe, das Fahrerverhalten oder das Thema Energierückgewinnung ? das passiere alles ohne Regulierung.

Harmonisierung von Straßenverkehrszulassungen für mobile Maschinen

Zur Zeit gibt es in Europa keine harmonisierte Straßenverkehrszulassung für mobile Arbeitsmaschinen ? ein echte Lücke im europäischen Binnenmarkt, zumal es diese für Landmaschinen und LKWs bereit gibt. Das ist eine große Herausforderung für die Branche. Für jedes Land gelten unterschiedliche technische Vorgaben und Konformitätsbewertungsverfahren. Das ist Zeit und Kosten intensiv. Eine vor zehn Jahren veröffentlichte Untersuchung der Kommission wies bereits auf den positiven Einfluss einer Harmonisierung hin, aber bislang ohne Folgen. Jetzt ist eine neue Untersuchung geplant. Das CECE hat den Vize-Präsidenten der EU-Kommission kürzlich dahin gehend sensibilisiert, dass endlich eine Lösung gefunden werden muss. ?Bei uns verfestigt sich jedoch der Eindruck, dass das Thema nicht wirklich vorangetrieben wird, weil die nationalen Mitgliedsstaaten höchstwahrscheinlich derartige Initiativen blockieren werden, wir bleiben aber dran", schloss Burget seine Ausführungen.

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Weitere Informationen im CECE Verbandsprofil

(© Fotos/Grafik: CECE)


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Bauforum24 Artikel (05.07.2012): Johann Sailer - Antworten zu VDMA, Baumaschinenbranche und bauma 2013
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