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Kreative Gerüstkonstruktion am Militärhistorischen Museum, Dresden


Bauforum24

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Sie sind die Klassiker an der Fassade und taugen doch für so viel mehr: Rahmengerüste eignen sich nicht nur als Arbeits- und Schutzgerüst, sondern lassen sich durchaus auch als Traggerüst nutzen. Das beweist einmal mehr eine außergewöhnliche Gerüstkonstruktion aus Bosta-Material (Hersteller: Hünnebeck), die zurzeit am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden genutzt wird.

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Eine äußerst kreative Gerüstkonstruktion aus dem Bosta-Rahmengerüst umgibt zurzeit die
keilförmige Stahlkonstruktion am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Der
neue Gebäudeteil wird nach Fertigstellung einen phantastischen Blick auf die Dresdner Altstadt
ermöglichen, denn in seiner Spitze entsteht auf ca. 18 m Höhe eine öffentlich zugängliche
Aussichtsfläche.


Bis 2010 wird das Militärhistorische Museum (ehemals Armeemuseum der DDR) nach den Plänen der Architekten Daniel Libeskind und HG Merz um- und angebaut. Vor allem der im Bau befindliche spektakuläre keilförmige Neubau, der als moderne Stahl-/Glaskonstruktion um bis zu 20 m aus der Südfassade des über 100 Jahre alten Gebäudes herausragt, soll ein ?nach außen sichtbares Zeichen für die auch inhaltliche Erneuerung des Museums" setzen.

30 m hoch ist die in allen Ebenen geneigte, spitzwinklige Stahlkonstruktion, die derzeit von einem Gerüst umgeben ist. Zweck der Einrüstung: In der Spitze des Erweiterungsbau auf etwa 18 m Höhe entsteht eine öffentlich zugängliche Aussichtsfläche mit Blick auf die Dresdner Altstadt, dem ?wertvollsten Original" des Museums. Um die hierzu nötigen Schal- und Betonierarbeiten ? Unterzüge zur Aufnahme von Stahlträgern und Filigrandecken sowie die Herstellung einer Attika ? durchführen zu können, hat der Rohbauer (Hentschke Bau GmbH aus Bautzen) das Gerüstbauunternehmen Oertel aus Freital mit der Planung und Montage einer entsprechend ausgelegten Gerüstkonstruktion beauftragt. 2003 hat der jetzige Inhaber Mike Glöß die ehemalige Oertel-Niederlassung übernommen und sich mit einer sechs Mitarbeiter starken Truppe selbstständig gemacht. Seitdem hat sich die mittlerweile auf zwölf Mitarbeiter gewachsene Firma erfolgreich im Markt etabliert. Von der Einfamilienhauseinrüstung bis zum Sondergerüstbau lösen die Freitaler Gerüstexperten alle an sie herangetragenen Aufgaben.

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Links das Arbeits- und Schutzgerüst aus Bosta 100-Material, rechts das doppelt gestellte Bosta
70-Traggerüst mit innen liegendem Stützgerüst.


So auch die in Dresden geforderte Konstruktion. Gerüstbaumeister Maik Sudau hat sich nach reiflicher Überlegung und überschlägigen Berechnungen für eine außergewöhnlich kreative Konstruktion aus Bosta-Rahmengerüstmaterial entschieden. ?Wir haben eine Kombination aus Traggerüst mit dazugehörigem Stützgerüst und Fassadengerüst entwickelt, die den Arbeitsschutz für sämtliche Rohbauarbeiten oben in der Stahlkonstruktion gewährleistet und zugleich auch alle beim Betonieren auftretenden Lasten aufnimmt." Wichtigste Vorgabe für das Traggerüst, das sich über 14 Gerüstebenen bis auf 28 m Höhe erstreckt: Es muss die mit 10 kN pro laufendem Meter veranschlagten Betonierlasten sicher nach unten ableiten. Darum wird der Traggerüstteil (Volumen: 1.150 m³) aus doppelt gestellten Bosta 70-Rahmen von einem rund 1.350 m³ großen Stützgerüst (ebenfalls Bosta 70) verstärkt, das im Inneren der keilförmigen Stahlkonstruktion steht. ?Die Kräfte kommen genau dort herunter, wo die doppelt gestellten Gerüstrahmen zusammengeschraubt sind", erklärt Gerüstfachmann Sudau die Konstruktion. Durch entsprechende Diagonalaussteifungen werden sie ins Stützgerüst und nach unten weitergeleitet. Ein raffiniertes Kräftespiel, bei dem die Gerüstbauer auch die Tragfähigkeit der Stahlkonstruktion nutzten, indem sie das Gerüst daran verankerten.

Entlang der zweiten Außenseite ist zur Vervollständigung der Gerüstkonstruktion ein 650 m² großes Bosta 100-Fassadengerüst (Lastklasse 3) montiert. ?Das hat keine Traggerüstfunktion, sondern dient lediglich als Arbeits- und Schutzgerüst für die Rohbauer, damit die dort oben sicher stehen und schalen können", erklärt Maik Sudau.

Hinzu kommt noch ein spezielles, 420 m² großes Innengerüst oben in der Keilspitze, ? eine Gitterträgerkonstruktion, die die Gerüstbauer am Boden vormontiert haben und per Kran in die Stahlspitze gesetzt und dort verankert haben. Von hier aus wird bewehrt und die Innenschalung gestellt. Nach dem Betonieren und Ausschalen dient das Innengerüst außerdem zur Montage der Querträger, die später die Filigrandecken aufnehmen werden. Die abschließende Attika wird dann vom Traggerüst aus betoniert.

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Der moderne Erweiterungsbau am Militärhistorischen Museum steht für das Nebeneinander von
klassischen und neuartigen Sichtweisen und Ausdrucksformen.


Was sich in der theoretischen Beschreibung alles noch relativ simpel anhört, war in der praktischen Umsetzung allerdings eine echte Herausforderung ? bot doch die in allen Ebenen unterschiedlich geneigte Stahlkonstruktion den Gerüstbauern keinerlei Möglichkeit, sich bei ihren Montagearbeiten daran zu orientieren. ?Wir haben vom Kran aus das Lot gefällt", erzählt Sudau schmunzelnd, wie sie es geschafft haben, das Gerüst exakt auszurichten. ?Nahezu auf den Zentimeter genau sind wir oben ausgekommen."

Dort arbeiten jetzt die Rohbauer. Die ersten Betonierarbeiten sind bereits abgeschlossen. Die Stahlträger zur Aufnahme der Filigrandecken für den ?Dresden-Blick" in der Keilspitze werden voraussichtlich Ende Februar montiert. In einem letzten Arbeitsschritt wird in den nachfolgenden Wochen noch die umlaufende Attika hergestellt, dann hat die außergewöhnliche Gerüstkonstruktion ihren Zweck erfüllt.

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Artikel: Militärhistorisches Museum, Dresden


(Fotos: Hünnebeck)
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